Samstag, 22. August 2009

342 Singen (u.a.m.) als Remedium vieler Übel: Das Gegenbild zu einer erstarrten Gesellschaft/22


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  • 1. Gottfried | April 13, 2008 at 8:14

    EL LOCO, der Spinner von Alberto Manzi

    Das Buch beginnt mit einem Sprichwort der Quiches:

    „Wenn man dem Geier
    Schnabel und Krallen nimmt –
    Dann bleibt nichts.
    Wenn man dem Menschen
    Augen, Zunge, Hände und Füße nimmt –
    Bleibt er immer noch Mensch.
    Außer er bleibt allein.
    Dann ist er kein Mensch mehr.“

    In seinem Vorwort schildert der Autor die politische Lage in Teilen Südamerikas und bereitet den Leser mit Hintergrundinformationen auf seine Geschichte vor. Dann erzählt Manzi in schlichten aber sehr eindringlichen Worten seine Geschichte.

    DIE STORY

    Die Campesinos – die Landarbeiter sind alle von ihrem Padrone abhängig. Viele sind sogar der Meinung, sie müssten ihm für die Arbeit und das Recht auf seiner Hazienda zu leben dankbar sein. Sie arbeiten für einen Hungerlohn. Die Campesinos bedeutet der untersten Schicht anzugehören, gleich nach ihnen kommen die Tiere, manchmal ist es aber auch umgekehrt.

  • Welche Rechte sie haben – woher sollen sie das wissen, alles Wissenswerte erfahren sie von ihrem Padrone oder dessen Aufseher. Außerdem: zum Nachdenken haben sie eigentlich auch keine Zeit. Bis eines Tages Pedro lesen lernt. Es verändert sein Leben. Für ihn erschließen sich neue Quellen – und er wird nachdenklich oder anders gesagt er lernt zu denken?

  • Als erstes verzichtet er auf seine tägliche Koka Ration. Diese hatte zwar das schwere Arbeiten erleichtert und die Schmerzen gelindert, aber es hatte einem auch die Sinne vernebelt, es hinderte einen beim Denken.

  • Als Pedro versucht, sich und die Arbeiter der Hazienda, auf der er lebt, gewerkschaftlich zu organisieren, und er den Kindern aus seinem Dorf versucht, das Lesen und Schreiben beizubringen, kommt es langsam aber sicher zur Eskalation. Pedro muss sterben, weil er gelernt hat zu lesen, zu denken, sein Leben selbst zu gestalten. Zum Schluss stellt Manzi die Frage: Wie viele Pedros müssen noch sterben, damit der Mensch endlich lernt, den Menschen zu achten?

  • LESEPROBE:
    Einer der Aufseher näherte sich Pedro. „Hör auf damit!“ befahl er. „Warum?“ „Du kannst nicht singen, du musst arbeiten.“ „Ich arbeite und singe. Wie du siehst, stehe ich nicht herum. Ich arbeite, aber ich will dabei singen.“
    „Du sollst nicht singen, lautet der Befehl.“ Pedro hörte nicht auf ihn. Der Peitschenhieb traf ihn mitten ins Gesicht. „So, jetzt sing!“ rief der Aufseher und wieherte vor Lachen. Pedro hörte das Lachen, aber es war, als ob er einen anderen lachen sehen würde, das Lachen aber sich über sein eigenes Gesicht ausbreitete und mit dem blutigen Zeichen des Peitschenhiebes vermengte. „Amigo“, sagte er, und seine Stimme war vom Schmerz und von unterdrückten Tränen verschleiert. „Amigo, ich singe im Herzen!“

    DER AUTOR: Alberto Manzi, 1924 in Rom geboren, unterrichtete bis 1954 in Italien als Lehrer. 1954 ging er nach Südamerika und kehrte nach einigen Jahren wieder in seine Heimat zurück. Er unterstütze von nun an die Alphabetisierungskampagne in Südamerika. 1967 gründete er in Ecuador eine landwirtschaftliche Kooperative. Seine Erfahrungen dort hat er in diesem Roman mit einfließen lassen.
    Bücher:
    • Weißer Sohn des kleinen Königs , Ravensb. Buchvlg., Rav (April 1979) Broschiert
    • Feuer und Asche über Pompeji. Arena-Vlg., Würzburg (1981) Taschenbuch
    • El Loco, der Spinner Rowohlt TB-V., Rnb. (1982) Broschiert

    Die Geschichte ist in einer einfachen Sprache geschrieben. Die vielen wörtlichen Reden geben dem Leser das Gefühl, am Geschehen beteiligt zu sein, wie ein heimlicher Zuhörer. Ein Zuhörer, der am Anfang zwar die Worte versteht, aber nicht begreifen will, was er hört. Es ist so, als wenn man durch Zufall Zeuge eines Verbrechens ist, welches man durch seine eigene, zögerliche Haltung mit heraufbeschworen hat.
    „AMIGO, ICH SINGE IM HERZEN!“ Ein Buch, das fasziniert, erschreckt und nachdenklich macht. Die Geschichte ist eigentlich nicht erfunden, sondern nachempfunden.
    Sie soll auf realen Fakten basieren:
    • Was nützt es einem Campesino, wenn die Regierung seines Landes ihm zwar Rechte gibt, er aber von diesen Rechten nie erfährt.
    • Wenn er das Recht hat sich in einer Gewerkschaft zu organisieren, aber die Mitgliedschaft nur möglich ist, wenn er Lesen und Schreiben kann.
    • Was nützt es ihm, wenn die Großgrundbesitzer verpflichtet sind, ihm ein Stück Land zur eigenen Benutzung zuzuweisen, aber die Wasserrechte wiederum beim Padrone liegen.

    Beim Lesen wir deutlich, wie richtig unser Sprichwort ist, „Wissen ist Macht“. Diese Macht wird den Indios und Campesinos bewusst vorenthalten und von den Großgrundbesitzern gefürchtet, denn sie ist nicht mehr umkehrbar.

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