Mittwoch, 5. August 2009

327 Sie lassen sich ja nicht lumpen, die deutschen Kunden. So regelmäßig erwiesen bei Veranstaltungen und Angeboten mit freiwilliger Bezahlung.


Unter der Überschrift "Kunden machen die besten Preise" findet sich in der neuesten FAS-Ausgabe ein Beitrag, den ich für wert halte, hier referiert, richtiger: überwiegend zitiert zu werden. Ansonsten gab es an dem letzten Sonntag in dem fraglichen Presseorgan wo gut wie kein verwertbares Futter. Ich gehe hier deshalb auf dieses Phänomen ein, weil es ansonsten viel zu wenig Erfreuliches insbesondere über die deutschen Zeitgenossen zu berichten gibt. Deshalb wird hier also einmal von dem ansonsten ja gar nicht anders zu handbabenden Tenor abgewichen.

Für mein Archiv gespeichert habe ich die nebenstehende tabellarische Übersicht unter 'econ-kundenfreundlichkeit'. Wobei das Interessante an der Sache ist, dass sich die Freundlichkeit der Betriebe, die sie gegenüber ihren Kunden zeigen, indem sie diese den Betrag für die erbrachte Leistung frei wählen lassen, insofern auszahlt, als letztere in aller Regel dies mit der Freundlichkeit vergelten, eine höhere Geldsumme zu zahlen, als von den Erbringern der Leistung eigentlich in Ansatz gebracht worden wäre.

Dazu sei hier der Wirt des Restaurants Caduli (Mannheim) - in der Übersicht in viertletzter Stelle erscheinend - zitiert, der in einem Interview Folgendes konstatiert: "
Herr Meyer-Plate, seit sechs Wochen haben Sie die festen Preise in Ihrem Restaurant abgeschafft. Der Gast bestimmt, was ihm das Essen wert ist. Haben Sie das schon bereut? Sicher nicht. Bisher hat es noch niemand ausgenutzt. Anfangs war mir schon mulmig, als ein neuer Kunde die Speisekarte hoch und runter bestellt hat. Aber nachdem er mehr als großzügig bezahlt hat, wusste ich, dass ich den Gästen vertrauen kann. Zahlen manche dennoch zu wenig? Im Schnitt bekommen wir für ein Menü 10 bis 20 Prozent mehr, als wir normalerweise verlangen würden. Die Gäste honorieren die Qualität. Manchmal kommt es natürlich vor, dass jemand nicht genug gibt. Das geschieht aber nicht in böser Absicht. Warum glauben Sie das? Die Gäste sind bei einem Fünf-Gänge-Menü meistens unsicher, was den Preis betrifft. Das ist völlig normal. Kaum jemand kann einschätzen, was das Essen wirklich wert ist. Und das sollen sie auch nicht. Sie sollen nicht rechnen, sondern sich entspannen. Wie helfen Sie, den richtigen Preis zu finden? Richtwerte gibt es nicht. Die Leute sollen aus dem Bauch heraus entscheiden. Jeder darf bestellen, was er will. Die Größe der Portionen passen wir an, je nachdem, ob jemand eher mehr oder weniger Hunger hat. Das ist effizient, weil wenig übrig bleibt und der Gast trotzdem satt ist. Zum Abschied kriegt er ein Schokoherzchen. Denn nur wer sich wohl fühlt, zahlt auch. Was tun Sie denn sonst, damit sich die Kunden wohl fühlen? Unser Massageangebot kommt gut an. Die Gäste können sich freitags während des Menüs im Nebenzimmer massieren lassen. Gerade wegen des persönlichen Kontaktes zahlen sie dann meist mehr. Nun wollen wir ein weiteres Restaurant auf Mallorca eröffnen, auch ohne feste Preise.

In dem in die Materie einleitenden Artikel, der unter der anfangs zitierten Überschrift steht, heißt es zu diesem von meiner Holden und mir bis dato nur bei Konzerten mit freiem Eintritt beobachteten Verhalten: " 'Zahle, was du willst' heißt das Prinzip, das weltweit immer mehr Unternehmer oder ganze Touristenorte ausprobieren. Gastwirte kochen Menüs, Hoteliers öffnen ihre Häuser und Friseure schnippeln Haare, und bei all dem dürfen die Kunden selbst entscheiden, was sie dafür zahlen möchten. Erlaubt es es sogar, nichts zu geben. Das klingt nach unternehmerischem Selbstmord, denn Menschen könnten Aktionen wie die in Längenfeld [Tiroler Dort mit den Angeboten Wildwasser-Raften, Heubaden und Dinnieren] leicht ausnutzen. Sie könnten einfach die Zeche prellen oder die Wirte mit ein paar Euro abspeisen. Entspannt wären sie dennoch: Sie hätten für sich selbst ja den größten Nutzen herausgeholt."

Dieses Verhalten näher analysierend, wird festgestellt: "Die freie Preiswahl finden die Kunden nicht nur fair, sie verhalten sich dabei auch fair. Sie honorieren intuitiv das Vertrauen des Gegenübers, das sie entscheiden lässt. Umgekehrt wollen sie selbst vertrauenswürdig erscheinen. So vergelten sie Gleiches mit Gleichem und richten sich nach den allgemein anerkannten Werten."

Welch alles mich zu der Ansicht gelangen lässt, dass unsere sogeannnte Marktwirtschaft, in der die Menschen dazu angestachelt werden, den Nächsten nach Möglichkeit übers Ohr zu hauen und den größtmöglichen Reibach zu machen, ganz enorm von einer solchen Praxis profitieren könnte, würde öfter nach dem fraglichen Muster vorgegangen: Es bestünde die Chance zu mehr Menschlichkeit.

Anderes Thema - dessen innerer Zusammenhang mit dem vorstehend aufgegriffenen aber deutllich zu machen sein wird: Als Menetekel für die Kirche mag das genommen werden, was nebenstehend erscheint: Anhänger linker radikaler Gruppen zündeten bei einem von dem polnischen Künstler Arthur Zmijewski orgnaisierten Treff mit katholischen polnischen Nationalisten - gedacht als Workshop, bei dem oppositionelle Gruppierungen miteinander zu reden lernen sollten - ein von denen mitgebrachtes Plakat an. Was mich zu der Überlegung veranlasst, dass die Kirchen in der Gefahr stehen, auf immer mehr Ablehnung zu stoßen, wenn sie sich denn nicht dazu verstehen können, die von ihnen ihrer Umwelt gegenüber demonstrierte Überheblichkeit abzulegen und nach Formen der Glaubensvermittlung zu suchen, die dem Wesen des Menschen entsprechen, ihm bei der Bewältigung seines Alltags wirklich eine Hilfe sind und damit seinem Wunsch nach einem Mehr an "Kundenfreundlichkeit" entsprechen. Einige Tage nach der Niederschrift dieser Zeilen finden ich in meinem elektronischen Postfach folgende in einem SPIRIT LETTER festgehaltene Zeilen:
»Ohne Umkehr der Christen kein Wandel der Kirche« (Marcel Légaut)
Umkehr ist mehr als Besserung des moralischen Lebenswandels, Umkehr im Sinne Légauts bedeutet vielmehr, die ganze Glaubensexistenz neu überdenken, Kritik und Zweifel an der Kirche zulassen und erst in dieser Nacktheit und Ungesichertheit den Glauben in seiner Tiefe erfahren. Im Grunde heißt das, dass jeder erwachsene Christ, auch wenn er noch so in der Kirche integriert ist, sich nach einem tieferen Glaubensverständnis auf die Suche machen müsste, dies aber nicht als Verpflichtung, sondern als Chance für mehr Lebensechtheit und menschliche Reife.
© Guido Kreppold
Solche Kundenfreundlichkeit ist Gott sei Dank nicht nur, wie einleitend dargestellt, auf kommerziellem Terrain zu verzeichnen, sondern auch auf eben dem der Kirchen. Die ich - bei aller ansonsten immer wieder geäußerten Kritik - hinsichtlich einiger Punkte denn doch auf einem guten Weg sehen kann.
Hochnötige Oasen der Ruhe für die Zeitgenossen bieten eine Reihe von Häusern, die gewissermaßen den Widerpart zu der Hast unserer Tage darstellen; da sind Leitgedanken, unter die seine Handlungen zu stellen sich als sehr fruchtbar erweisen kann; da sind Räume wie der nachstehend erscheinende Meditationsraum im Kloster Via Cordis (Wennigsen), in dem ich jetzt ziemlich regelmäßig bei der montags veranstalteten Gruppenmeditation dabei bin; da sind darüber hinaus gehende Angebote, die belegen, dass man auch in den Kirchen dabei ist, den Bedürfnissen der Zeitgenossen gerecht werdende Veranstaltungen anzubieten; da sind Äußerungen des einen oder anderen Geistlichen, die wirklich Gewicht haben.
Prognostizieren kann ich die weitere Entwicklung der Kirchen zwar nicht, wohl aber die bange Ahnung äußern, dass, sofern sie in dem Stil weiter verfahren, dessen das Publikum zunehmend überdrüssig geworden ist, ihnen das Schicksal droht, welches sich symbolisch in dem Plakat dargestellt findet, das vorstehend schon relativ kurz Gegenstand der Betrachtung war.































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