Sonntag, 10. Mai 2009

246 Die etwas andere Presseschau - hier: Auf Entdeckungsreise in und mit der FAS/8 - nur gewidmet dem Thema "Die Macht der Marke".

Unter dieser Überschrift findet sich in der FAS-Ausgabe 18/09 folgender Subtitel: "Die Immobilienbranche entdeckt emotionale Vermarktungsstrategien. Immer mehr Projektentwickler setzen auf 'Branding', Stararchitekten - oder Karl Lagerfeld". Folgend sollen hier nur - ohne weitere eigene Kommentare dazu - die Punkte, mit Rot markiert, hervorgehoben werden, an denen das Instrumentarium der Verkaufsstrategen entgegentritt.

Aus den von dem Journalisten Rainer Müller verfassten Zeilen zunächst ein Zitat vom Ende des ersten Textdrittels: " 'Heute setzen Projektentwickler gerne auf bekannte Architekten oder Designer, auf prominente Zugpferde, wohlklingende Namen und ganz viel Emotion', sagt Marketingfachmann Nikolas Curtius von der Hamburger Werbeagentur Curtius Lütten, die sich auf Kommunkationsstrategien für hochpreisige Immobilien und Neubauviertel spezialisiert hat. 'Neubauviertel' würden Marketingstrategen und Projektentwickler aber nie sagen. Stattdessen ist von 'Quartier', 'Park' oder 'Terrassen' die Rede. Auch das Sophienpalais ist nur ein Teil der 'Sophien-Terrassen' an der Außenalster mit insgesamt 137 Wohnungen von bis zu 6,3 Millionen Euro. Im Februar eröffneten die Investoren zudem auch eine Lagerfeld-Musterwohnung. Weil 'Musterwohnung' aber zu profan klingt, sprechen Projektentwickler und Modeschöpfer lieber von 'Showroom'. Auch das ist Marketing und klingt nach Modewelt, edlen Marken und Luxus."

Ganz zu Anfang des Textes wird zu dem erwähnten Sophienpalais ausgeführt: "Sophienpalais - noch will der aparte Name nicht so recht zu dem pompösen Gebäude mitten in Hamburgs feiner Wohngegend Harvestehude passen. Grazile Weiblichkeit strahlt die graue Fassade bisher nicht aus. Knapp 60 Luxuswohnungen will der Projektentwickler Frankonia Eurobau in dem denkmalgeschützten Altbau aus dem Jahr 1937 schaffen. In animierten Computerbildern ist zu besichtigen, wie das Sophienpalais einmal aussehen soll. Zu schwelgerischer Musik wie aus dem Film 'Herr der Ringe' wird im Internet eine Idylle im Grünen vermittelt."

Resultat aus dem ganzen Aufwand, den man betreibt, um Kundschaft anzulocken: " 'Dass diese Preise tatsächlich gezahlt werden, ist eine Meisterleistung des Marketings', urteilt Curtius. 'Die Menschen zahlen für eine Vision'. Die Hafencity GmbH habe es geschafft, eine so schöne Vision vom Wohnen und Arbeiten am Wasser zu vermitteln [Bezugspunkt hier ein Bürostandort unweit des bei Touristen beliebten Fischmarkts], dass all die staubigen Baugruben, die Betonmischer und der Baulärm dahinter verschwänden. Die Entwickler wollen neue Immobilien und Quartiere möglichst schon vor Baubeginn als Marke etablieren. Marketingexperten sprechen von 'Immobilien-Branding' ".

Weiter heißt es dann zu dem Standort neben der historischen Speicherstadt: "Rund um den späteren 'Kaffeeplatz' gruppieren sich dann die Gebäude 'Arabica', 'Java', 'Ceylon' und 'Pacamara'. Auch die weiteren öffentlichen Plätze und Häuser sollen mit ihrer Benennung nach Kaffee-, Tee- und Stoffsorten etwas von der früheren Bedeutung des Ortes vermitteln und den am Reißbrett geplanten Stadtteil mit seinen gläsernen Hochhäusern in eine Traditionslinie stellen. Namen sollen Identität stiften und wie ein - zumindest gefühltes - Alleinstellungsmerkmal als weiteres Verkaufsargument wirken."

Ein anderes Objekt wird so beschrieben: "Der Italiener Massimiliano Fuksas....baut im Hamburger Überseequartier ein spektakuläres Kreuzfahrtterminal mit angeschlossenem Luxushotel: Event-Architektur im Dienste des Stadtmarketings. Obwohl in Kiel oder Rostock erheblich mehr Kreuzfahrtschiffe anlegen, haben Hamburgs Tourismusexperten es geschafft,die Stadt als Kreuzfahrthauptstadt und glob
ales Sehnsuchtssziel zu vermarkten....Gemeinsam mit dem ebenso aufsehenerregenden 'Science Center' des Niederländers Rem Kolhaas soll das neue 'Cruise Center' eine weiteres Wahrzeichen werden - eine (Land-)Marke. Derweil hat die noch im Bau befindliche Elbphilharmonie der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron den bsiherigen Wahrzeichen Michel und Landungsbrücken den Rang abgelaufen."

Der Text endet mit folgenden Zeilen: "Prominenz der Namen und Form spielt eine immer größere Rolle. Sie verspricht Exklusivität - und rechtfertigt saftige Preise. Am Dalmannkai, einem weitgehend fertiggestellten Teil der Hafencity, spannte man als prominentes Zugpferd den französischen Designer Philippe Starck ein [muss man den kennen?] und ließ ihn Luxuswohnungen einrichten. Die Wohnungen waren bereits vor der Fertigstellung 2007 verkauft und zählen heute mit Spitzenmieten von bis zu 24 Euro je Quadratmeter zu den teuersten der Stadt." Das sind per anno schlappe und knappe 30 000 Euro für 100 Quadratmeter - wenn ich richtig gerechnet habe.





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