Freitag, 31. Dezember 2010

998 Gutbürger, Wutbürger und Mutbürger: Verschiedene Konzepte zur Rettung der Welt. Interessant insbesondere das letztere - jetzt umgesetzt in Island.












In der FAS vom 26.d.Mts. gefunden: Die Gegenüberstellung der Weltsicht von Rechten und Linken. Dazu zunächst ein Zitat aus dem hier in einem ersten Ansatz ganz vorn plazierten Text "Die Gutbürger" - s. vorletzter Absatz: "Natürlich ist der 'Focus' begeistert von Theodor zu Guttenberg, und der Antagonismus, den Weimar [neuer Chefredakteur des Blattes] beschwört, besteht darin, die allgemeine Begeisterung ins Absurde zu übertreiben. 'Er ist wie eine Mischung aus Armani und Konrad Adenauer', schrieb er über den Verteidigungsminister. Natürlich geht es auch um innere Werte, schreibt Weimar, beziehungsweise nicht: 'Dabei ist gar nicht so bedeutsam, welche Haltung er gerade hat, sondern dass er eine hat und diese auch offen vertritt'."

Von diesem ersten Ansatz ergab sich durch technische Schwierigkeiten eine Abweichung, darauf hinauslaufend, dass der zweite Teil des Beitrags "Die Mutbürger" jetzt ganz zu Anfang erscheint. Was insofern aber recht stimmig ist, als er das enthält, was für mich die zentrale Aussage zu der von mir immer wieder als "Parteienunwesen" bezeichneten Gestaltung der politischen Verhältnisse ist - Zitat: "Der Schreck aber, dass aus dem Spaß, als welcher seine Kandidatur [die des Komikers und Punks Jón Gnarr für das Bürgermeisteramt der Stadt Reykjavik] anfangs erschien, Ernst geworden ist, hält sich in Grenzen: Schlimmer als mit den Clowns, die vorher regiert haben, kann es kaum werden." Und: "Per Volksabstimmung wurden dazu [zur Ausarbeitung einer Verfassung] fünfzehn Männer und zehn Frauen gewählt, die nur eine einzige Voraussetzung erfüllen: Sie dürfen keiner politischen Partei angehören. Als Grundlage des Entwurfs dienen die Wünsche, die zuvor tausend zufällig ausgeloste Isländer formuliert hatten." Welch letztere Aussage mich auf die vorletzte Sendung von "Neues aus der Anstalt" bringt, in welcher der als Erwin Pelzig antretende Kabarettist Barwasser in sehr überzeugender Weise dafür plädierte, die Abgeordneten nach dem Zufallsprinzip und nicht durch Wahl zu ermitteln.

Mit anderen Worten: Im Grunde ist es den Rechten - und zu deren Nutz und Frommen sind die Dinge bei uns vor allem eingerichtet und muss auch ein Guttenberg gerechnet werden - egal, wie die Verhältnisse in der Welt sich gestalten. Hauptsache, sie kommen zu ihrem Recht. Ihnen ist alles recht, was ihren Interessen entgegenkommt und das Zeug hat, sie vor allem in puncto Versorgung zufriedenzustellen. Man sehe sich den von dem Journalisten Stefan Niggemeier verfassten Text genau an, um einen Eindruck davon zu erhalten, wie die bürgerliche Publizistik, bei der es vor allem um eine solche Grundausrichtung geht, funktioniert.

Ich habe davon Abstand genommen, in dem Text "Die Gutbürger" Unterstreichungen vorzunehmen, weil ich zunächst nur vorhatte, dessen Inhalt zu referieren. Dann aber ist mir bei der Lektüre des Textes "Die Mutbürger" aufgegangen, dass das Kontrapunktische, welches diesem Verriss des Focus und der Darstellung der revolutionär veränderten politischen Verhältnisse in Island eignet, es geboten erscheinen lässt, beide Texte in ihrer Originalfassung zu bringen.

Da wird also ein Komiker und Punk in Reykjavik Bürgermeister der Stadt. Nachdem er versprochen hat, alle seine Versprechungen zu brechen. Gewählt von Bürgern, die sich folgendes Motto auf die Fahne geschrieben hatten: "Ctrl-Alt-Del. Install Iceland 2.0". Wobei im Endeffekt etwa auch herausgekommen ist, dass das Land jetzt, unter Hinzuziehung von Vertretern der Enthüllungskampagne Wikileaks, über ein Pressegesetz verfügt, welches als das freiheitlichste der Welt aufgefasst und als Gegenmodell zu der weltweit verbreiteten Verdummungsmaschinerie betrachtet werden kann. Die sorgfältige Lektüre des von dem Journalisten Harald Staun verfassten Textes wird hiermit dringend nahegelegt. Dieweil der zumindest eine Ahnung davon gibt, wie sich auch hierzulande die Dinge einrichten ließen.

Der vierte Text "Was Sie sofort tun können, um die Welt zu retten" - derselben FAS-Ausgabe wie die anderen entnommen - hält im Wesentlichen das fest, was auch unsereiner sich mehr oder weniger auf die Fahne geschrieben hat.  



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Von daher kann er dem Verfasser des hier folgend eingestellten Leserbriefs nur voll und ganz zustimmen. Selbst wenn die in dem Leserbrief genannten Vereine die von ihnen angestrebten Fördermittel erhalten - wie soll dann die Finanzierung des ganzen Projekts realisiert werden?
Die paar Leutchen, die in ihnen herumturnen, ihre von dessen Kassierer eingesammelten Beiträge zusammenrechnen: Sie kommen dann nie und nimmer auf die Höhe des Pachtbetrags, der ihnen von der Klosterkammer Hannover geforderte Summe, die für die monatliche Pacht zu entrichten ist. Wer sich in Wennigsen etwas auskennt, der weiß, wie übel diese staatliche Einrichtung mit den ihr mehr oder weniger hilflos ausgelieferten Erbpachtnehmern verfährt. Und wenn die Mitglieder mal um sich blicken, entdecken sie doch nur ganz, ganz alte Gesichter - so, wie sie auf dem Foto mit der Fahne des Handwerkervereins zu sehen sind.
      

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