Dienstag, 7. Dezember 2010

982 Der Tunnelbauer Herrenknecht sieht alle Gegner des Projektes Stuttgart 21 als innovationsfeindliche, zukunftsuntüchtige Wesen und wird in dieser Sicht von den Politikern nach Kräften unterstützt.


Die sich vorbehaltlos auf seine Seite schlagen, weil sie meinen, mit ihm etwas Zukunftsweisendes in die Welt setzen zu können. Daher ja auch, wie bei der Agenda 2010, mit dem vollständig als Stuttgart 2100 wiederzugebenden Projekt, der Verweis auf das höchst Moderne an ihm.

Bedenkenlos haben sie sich auf die Umtriebe dieses Unternehmers eingelassen und schlicht seine Auffassung übernommen, der zufolge Deutschland ein lebendes Museum zu werden drohe, wenn sich solche Großprojekte wie eben sein Stuttgart 21 nicht mehr realisieren ließen.
In meinen Augen ist es unverantwortlich von den Politikern gewesen - und ist es weiterhin -, dass sie die Interessen der einfachen Menschen total übergehen, die sich halt nicht ein solches Beziehungsgeflecht aufbauen können wie der Herrenknecht - allein schon der Name!!! -, der sich ja beispielsweise das Cleverle, den Lothar Späth, in den Aufsichtsrat seiner Firma geholt hat.

Jetzt herzugehen und qua Schiedsspruch das Ganze abzusegnen, wie es der Geißler erst gerade noch getan hat - vgl. dazu den Eintrag 978 -, spricht in meinen Augen dafür, dass die Politiker eigentlich nur noch in der Lage sind, so etwas wie einen Offenbarungseid zu leisten: unfähig, die wahren Bedürfnisse der Menschen wahrzunehmen und auf sie angemessen zu reagieren.

Der Text "Mehr Politik, bitte" notiert einmal das, was ein solches Verhaltensmuster ausschließt, nämlich die Übermacht der wirtschaftlichen Interessen; er hält dazu aber auch noch ein zweites Moment fest, welches bei der Auseinandersetzung in Stuttgart zum Tragen kommt: die Denkweise, nach der gegeneinander antretende Notwendigkeiten und Vorlieben, da nicht verhandelbar, das Zustandekommen von Kompromissen von vornherein ausschließen.
Meiner Ansicht nach ist es hochnötig, von einer solchen Fixierung loszukommen und das auf den Verhandlungstisch zu legen, was untergründig das Gesamtgeschehen bestimmt - beispielsweise die doch arg limitierte Sehweise des genannten Unternehmers und der sich ihm blind anschließenden Politiker. So entlarvt, dürfte es den Befürwortern irgendwelcher Modernisierungskonzepte schwerer fallen, mit ihren Vorstellungen durchzudringe.

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