Da wir gerade bei der Drecksbagage sind: die entdecke auch ich, und zwar in den Planern und Machern der privaten Fernsehprogramme. Beispielsweise bei PRO 7. Von dessen Sendungen Sendungen Abstinzenz zu üben mir überhaupt nicht schwerfallen will. Zu einer speziellen Sendung findet sich in der vorbezeichneten Ausgabe ein kritischer Kommentar, den ich hiermit gerne vorstellen möchte. Und zwar im Hinblick auf die selbst gestellte Thematik.
Anknüpfend an das in dem letzten Post zum Thema Mode und Zeitgeist Festgestellte, möchte ich hier auf folgende Passage in diesem Kommentar verweisen: "Seit der US-Designer Marc Jacobs billigen Glitzertand an seine Louis-Vuitton-Handtaschenentwürfe klebte und tot gebügelt Stoffblumen an ausgebleichte Kleider, erlebt das Zerstörte, das Derangierte in der Kultur, ein Allzeithoch. Plötzlich sind knallbunte Gummischlappen total in....in England gilt Prinz Harrys stupsnasige Partybegleiterin Chelsy Davy als Stilikone. Aber in England geht man ja schon länger mal im pinkfarbenen Frottee-Hausanzug zum Shoppen."
Noch vernichtender wird die Kritik dessen, was so alles als bewunderungswürdig herumgereicht wird, wenn von "Heidi Klums 'Bauch rein, Brust raus, Hirn aus'-Show gesprochen und dazu etwa Folgendes festgestellt wird: "Das ist stellenweise strunzdummer Mist, aber Trash hat eben auch seinen festen Platz im Entertainment."
Es geht dem Autor Imre Grimm aber nicht nur um das Fernsehen, sondern um das Erscheinungsbild der Medien überhaupt. Die Aussage "...anders als das personifizierte Unvermögen, das sonst so die Boulevardmagazine des Landes bevölkert..." macht, in Verbindung mit dem zuvor Ausgesagten, deutlich, auf welchem Level sich ein Großteil der Unterhaltungsangebote bewegt. Die abschließende, mehr rhetorische Frage "...was wäre die Welt ohne die Lukas Podolskis und Gina-Lisas?" sollte dem, der sich zumindest einen Rest von gesundem Menschenverstand bewahrt hat, doch etwas mehr zu denken geben.
Und was sagt dies alles - unter Bezugnahme auch auf die schon zuvor erstellten Posts - über die deutsche Befindlichkeit aus? Dass man sich, auf welchem Felde auch immer, abspeisen lässt mit Billigstangeboten; dass man vermeint, sich für erlittene Verletzungen an seiner Umwelt schadlos halten zu können, indem man sich ungebührlich in ihr aufführt - dabei nicht gewahr werdend, dass ein Gutteil der Verletzungen solche sind, die man sich durch die eigene Blödheit selber zugefügt hat; dass man nicht den Mut aufbringt, diesem ganzen Zinnober etwas entgegenzusetzen; dass man sich sogar gebauchpinselt fühlt, wenn die hohen Herren sich herablassen, den Leuten im Lande Honig um den Bart zu schmieren - auch, wenn sich dies wieder mal im Nachhinein als reine Fliegenfängerei erweist; dass man unkritisch ist bis zum Gehtnichtmehr und sich Dinge gefallen lässt, die, etwas genauer besehen, völlig unzumutbar sind; dass man seinen Ausgleich für all den Frust, den man nicht zuletzt dadurch erfährt, abzureagieren sucht durch vermehrten Druck aufs Gaspedal oder auf die Fernbedienung; dass man vermeint, wirklichen Erleichterungsmomenten wie etwa dem chorischen Singen so mir nichts, dir nichts eine Absage erteilen zu können; dass man dazu neigt, über das resp. den Schwache(n) zu triumphieren; dass man sich für informiert und jemanden hält, der mitreden kann, wenn man die täglichen Fernsehnachrichten verfolgt hat - dabei einfach nicht gewahr werdend, dass es an keinem Punkt irgendwie weiterhilft, mal wieder etwas über einen Sprengstoffattentäter, ein Zugunglück, die Explosion einer Gasheizungsanlage oder den Zusammenprall von Israelis und Palästinensern gehört zu haben; dass man dazu neigt, im Mainstream mizuschwimmen und einzustimmen in das Getön zu dem, was gerade mal wieder angesagt ist; dass man ... ach, es würde endlos, wollte ich hier alles an Fehleinstellungen im öffentlichen Bewusstsein auflisten!
Was vorstehend in der "Wochenschau" als das "Zerstörte, das Derangierte in der Kultur" angesprochen wurde, findet sich in dem hier gebrachten FAS-Artikel über die Wertschätzung, welche die Menschenrechte international erfahren, in der Überschrift besonders hervorgehoben wieder: "..nicht die Überzeugung gilt als vorbildlich, sondern der Zweifel."
Ich habe davon abgesehen, eigene Markierungen in dem Text anzubringen, um jede/m/r Leser/in die Möglichkeit zu geben, eigene Gewichtungen vorzunehmen. Auch in ihm geht es um den Zeitgeist - der ja schon thematisiert wurde -, sowie um andere Dinge. Die sich jede/r bitte selber erschlüsseln mag.
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