Freitag, 23. September 2011

1340 In einer Zeit des Gehetztwerdens ein Erfordernis allerersten Ranges - die Stille. Nur: Wie geht die?


In der heutigen HAZ-Beilage wird zwar großartig danach gefragt, im Endeffekt aber ein recht kümmerliches Statement dazu abgegeben. Dahingehend, dass es dem gestressten Menschen ungemein hülfe, wenn er sich zumindest ab und zu auf das Wandern verlegte. Und dieses nach Möglichkeit in der Bergregion, deren Lokalitäten in dieser Beilage beworben werden. Wobei der Aussagegehalt der entsprechenden Ausführungen zu dieser in der Moderne besonders drängend gewordenen Frage mehr oder weniger zwangsläufig etwas dürftig bleiben muss. Damit aber ist dem Blogger, der sich in der letzten Zeit mehr mit dem akutellen Geschehen in Wirtschaft, Kirche und Politik auseinandergesetzt hat, Gelegenheit gegeben, sich wieder einmal mehr extemporierend auf dem bezeichneten Terrain zu bewegen.

Nicht nur bei dieser Werbeaktion stößt ihm auf, dass das fragliche Bedürfnis zu Geschäftszwecken ausgeschlachtet wird. Wie eigentlich mehr oder weniger alles, was ihn so umgibt und womit er in irgendeiner Weise zu tun bekommt. In neuerer Zeit sind es ja bekanntlich die Nischen, die es mit irgendeinem Angebot zu besetzen gilt - und aus genau einer solchen kommt das entsprechende Angebot resp. bewegt sich in sie hinein. Was auch hier wieder nur zum Tragen kommt und danach verlangt, so uneingeschränkt wie möglich beantwortet zu werden, ist die Frage: Wie groß ist der Profit, der sich durch mein Agieren auf diesem Geschäftsterrain herausschlagen lässt?

Der Blogger und seine Holde freuen sich deshalb immer wieder fast ein Loch in den Bauch, wenn sie sich ihre Fahrräder schnappen, den Startpunkt einer auf denen zu absolvierenden Jugendherbergstour mit dem Zug ansteuern und von dort dann tüchtig in die Pedalen treten können - so beispielsweise den Anbietern von Kreuzfahrten und den Betreibern von Wellnessstätten ein Schnippchen schlagen könnend. Da die genannten Unterkünfte in neuerer Zeit so gut wie ausnahmslos über Hotelstandard verfügen - ein entsprechende Vermeldung dazu in diesem Blog............

Klaus Bickmann
348 Jugendherbergen - von der unsereiner kostenpflichtig angetrauten Ehehälfte und mir bei unseren Radtouren immer wieder gerne aufgesucht..

............ wurde erst soeben auf Twitter via Eintragsbenennung abgesetzt -, prallen sämtliche Angebote, sich in einem ganz, ganz besonderen Luxus förmlich zu suhlen, völlig wirkungslos an ihnen ab.

Dem Blogger erscheint es nun etwas mühsam, seine Vermeldungen zu den einzelnen Touren in diesem eLogbuch ausfindig zu machen, sie aus ihm herauszupicken und in diesen Eintrag einzustellen. Daher sei hier nur gesagt, dass es sich bei den Touren um solche entlang von Saale und Unstrut, Oder und Neisse sowie entlang der Weser handelte - nicht gerechnet dabei die kürzeren, mehr im Nahbereich liegenden. Noch sehr intensiv dabei in Erinnerung die schönen Flussauen der Neisse - an der Oder wurde es etwas arg eintönig, sodass es in die Märkische Schweiz hinein abging -, vor allem aber die langen, erholsamen Abfahrten im Thüringer Wald, bei denen sich das Landschaftsbild sehr vielgestaltig zeigte. Mit dem Sich-einfach-nur-treiben-Lassen und der Ruhe des Waldes aber ist der Punkt angesprochen, um den es hier eigentlich gehen soll. Nämlich: Wie lässt es sich vermeiden, dass es zu dem allüberall, in der Gesellschaft insgesamt, leider aber auch im engeren und weiteren Familienkreis zu registrierenden Burnout-Syndrom kommt. Anders gesagt: WIE GEHT STILLE?

Dazu braucht es nach den Erfahrungen des Bloggers vor allem des inneren Friedens und der Gelassenheit. Welche Geisteshaltung sich durch nichts anderes so effektiv werdend gewinnen lassen wie dadurch, dass man dazu findet, sich in den Bereich der absoluten mentalen Ruhe hinein zu versenken - halt durch Meditation. Die - neben der Unzahl von Anlässen, die dem Verfasser dieses Tagebuches Gott sei Dank auch hinreichend Stoff geben, sich immer denn mal wieder ordentlich aufzuregen - mit all ihren Segenswirkungen darzustellen er auch nicht müde wird.

Eine dieser Wirkungen: Dass man sich im Rücken gestärkt erfährt - allerdings ganz anders, als die vorstehend erscheinende, für Kieser Werbung machende Dame es einem beibiegen möchte. Das, was in unseren total verkorksten Verhältnissen vor allem gewünscht und schon in frühesten Jahren gezüchtet wird, das sind Zeitgenossen, die möglichst wenig Rückgrat mitbringen. Das sind Menschen, die sich, dadurch bedingt, eigentlich nur noch als nützliche Idioten aufführen können, gierig und blindlings auf alles zugreifend, was ihnen an beruhigenden Parolen, sedierenden Events und Besonderheit verheißenden Konsum- und Gebrauchsgütern angepriesen und angeboten wird - letztere dabei vor allem begehrt, wenn sie unter einer renommierten Marke daherkommen.

Am Abend noch ein längeres Telefongespräch mit dem seit mehr als 35 Jahren ganz intensiv die TM betreibenden und damit in der Schule des indischen Weisen Maharishi Mahesh Yogi stehenden Freund führen können. In dem gab er etwa auch seine Sicht der politischen Organisation eines Volkes zu erkennen - in dem gegebenen Zusammenhang verdeutlicht am Beispiel Nepals, eines Staats, dessen Werdegang er mit großer Anteilnahme verfolgt. Der bräuchte eigentlich einen König - auch wenn der bisherige von den jetzt an der Macht befindlichen Maoisten abgesetzt worden sei. Dieser König solle gar nichts weiter tun als sich in der Ruhe zu üben. Da sich dann in ihm so etwas wie ein Kraftfeld manifestiere, von dem durch die intensive Pflege der Stille ordnende und heilsame Impulse ausgingen, würde sich auch bei den Sachwaltern in seinem Reich eine damit korrespondierende Haltung einstellen und verfestigen - was wiederum dazu führe, dass alle Untertanen von solchen Segenswirkungen profitieren könnten.

Ein solcher König, der gar nicht mal von vornherein eine gesunde Moral mitbringen müsse, sondern der sich beispielsweise mittels der TM eine zu den Dingen in der Welt nach und nach verändernde Einstellung zulegen könne, würde durch die im Universum wirkenden, ein Gelingen des Projektes Schöpfung befördernden Kräfte, die insbesondere dem Menschen zugewandt sind, so unterstützt, dass sein Dasein und stilles Wirken zu aller Nutz und Frommen sei. Was sich demgegenüber momentan in Nepal abspiele, sei die Wiederkehr des Immergleichen: Auch der an der Macht befindlichen Linken gehe es bei allem in allererster Linie darum, Vorteile für sich herauszuschlagen und in die eigenen Taschen zu wirtschaften. Ein solcher König könne allerdings nicht als deus ex macchina daherkommen und alle Verhältnisse zum Besseren wenden. Vielmehr sei es erforderlich, dass die in Nepal - ebenso wie in anderen Staaten - lebenden Menschen schon einen Bewusstseinsstand erreicht hätten, der solches Herrschertum tragen könne. Nicht umsonst heiße es ja, jedes Volk habe die Regierung, die es verdiene.

Dem Blogger erscheint es als symptomatisch, dass aus dem breiten Spektrum der Ruheangebote nur die herausgegriffen werden, die, wie einleitend geschildert, als Vehikel in Richtung der Realisierung von Verdienstinteressen dienen. Zu welcheallem der Deutlichkeit halber der alles entscheidende Punkt noch einmal wiederholt sein soll: Solche mehr und mehr sich hin zu einem Idealzustand entwickelnden Verhältnisse können nur eintreten, wenn sich mehr und mehr Menschen dem Bereich der Stille, des Freiwerdens von Stress, des Loslassens eigensüchtiger Bestrebungen, fixer Vorstellungen und Konzepte genähert und auf ihn eingelassen hätten. Wobei letztere, und dies sei die Crux mit allen Religionen, eigentlich immer nur Anlass zu Streitereien gegeben hätten - ganz abgesehen davon, dass man das Göttliche gar nicht definieren, also mittels menschlicher Vorstellungen eingrenzen könne und dürfe.

Dass gegenüber solchen Momenten, wie sie hier vorstehend angesprochen wurden, die letztlich nur aus Gründen der Geschäftemacherei mit Sehnsuchtsgefühlen aufgeladene Stille nur einen relativ geringen Eigenwert hat, müsste eigentlich deutlich geworden sein. Jedenfalls ist es so, dass der Blogger und sein Freund sich dem Bereich des reinen Seins verpflichtet sehen - in der Weise, wie es auch der nach Ansicht des Ersteren heilige Abbé Pierre - nicht von ungefähr unter seinen Landsleute über Jahrzehnte hinweg beliebteste Bürger - gewesen ist. Dessen Hauptgebet lautete: "Oh, da Du bist, will auch ich sein!": SO GEHT STILLE.

PS: Der folgende SPIRITletter wurde hier aufgenommen, weil er genau die Aspekte impliziert, die in den hier vorgenommenen Ausführungen auszumachen sind.
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Die Stoiker lehren:
Kehr bei dir selbst ein;
dort findest du Ruh,
und das ist nicht wahr.
Die anderen lehren:
Geh hinaus;
such das Glück in der Zerstreuung;
und das ist nicht wahr:
Krankheiten kommen.
Das Glück ist weder außer uns
noch in uns;
es ist in Gott,
und sowohl außer als in uns.
Blaise Pascal






18. September 2011





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