Die Anweisung zur inneren und einfachen Kontemplation besteht darin, während dieser Zeit bewusst nichts zu tun. Selbst wenn zweifelnde Gedanken kommen, dass man seine Zeit unnütz investiert und dafür lieber etwas anderes tun sollte, ist es wichtig, das Gebet weiterzuführen, dabei aber an nichts zu denken. Es gilt, die von selbst kommenden zweifelnden Gedanken auszuhalten und ruhig zu bleiben. Wenn wir nämlich von uns aus etwas wirken, heißt das, die Güter zu stören, die der Herr uns geben und in uns festigen möchte.
Ein Maler ist damit beschäftigt, ein Gesicht zu porträtieren. Er versucht, mit feinem Pinselstrich die Augenwimpern zu zeichnen. Wenn sich in diesem Augenblick das Modell bewegen und etwas tun würde, wäre der Maler nicht mehr in der Lage, sein Kunstwerk zu vollenden. So sollte auch der Betende untätig und im Frieden bleiben, denn alle Gedanken, jegliche Vorstellung, jede Gemütsbewegung oder Erkenntnis, die ihm vielleicht sogar Stütze ist, müssen aufgegeben werden,
um das Wirken Gottes in uns nicht zu stören.
© Peter Dyckhoff
aus: Geistlich leben nach Johannes vom Kreuz (Verlag Herder)
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