Sonntag, 8. April 2012

1668 Aus Singapur vermeldet einer der "bedeutendsten globalen Denker", Kishore Mahbubani, dem Westen Arroganz vorwerfend: "Ihr kapiert es nicht!"






Beim Durchgang durch die heute wieder in seinem Briefkasten gelandete FAS dem von deren Reporter Jochen Buchsteiner

geführten, samt Foto exakt eine halbe Zeitungsseite einnehmenden Interview mit dem Titel "Ihr kapiert es nicht!" zunächst

weniger Beachtung geschenkt. Dann bei dessen kursorischer Sichtung aber doch zu der Auffassung gelangt, dass das, was

dieser von dem Magazin "Foreign Policy" im vergangenen Jahr zu den hundert bedeutendsten "globalen Denkern" gezählte

Autor einer Reihe von international wahrgenommenen Büchern zu sagen hat, ein Mehr an Aufmerksamkeit verdient. Dies

vor allem insofern, als die von ihm angeschnittene Thematik im Sinne des zum Abschluss dieses Eintrags erscheinenden

RELOADED in Zukunft wohl deshalb zunehmend aufs Tapet gelangen wird, weil sie das Zeug hat, den Gang der Dinge

weltweit mehr und mehr zu bestimmen.



688 "Respekt vor der Blödheit der Leute"...... Wie zufällig auch immer ergibt es sich, dass der Blogger in dem

Verzeichnis der Seitenaufrufe auf den Eintrag 688 stößt, welcher zum Abschluss China als Ungeheuer präsentiert, von

welchem man sich allerdings "nicht abschrecken lassen" solle.
Die fragliche Aufnahme wurde dem Mitteilungsblatt der

örtlichen IHK namens Niedersächsische Wirtschaft entnommen. Es ist auch vor allem das Thema Wirtschaft, auf

welches der genannte Autor in dem Interview immer wieder zurückkommt.


Einleitend führt der "Prophet des pazifischen Jahrhunderts" das Wirtschaftswachstum Chinas und Indiens ins Feld,

welches entgegen der Prognose Wachstumseinbruch im Jahr 2008 bei 10 resp. 8 Prozent gelegen habe. Folglich habe es

sich um eine auf den Westen beschränkte Finanzkrise gehandelt, und nicht, wie von den Intellektuellen in einem Anflug

von "Unredlichkeit" behauptet, um eine "globale Krise". Diese Krise des Westens hat Mahbubani zufolge "den

Machchttransfer nach Asien beschleunigt" und dafür gesorgt, dass Europa und Amerika in einem tiefen Schlamassel

stecken, aus dem herauszukommen für sie so gut wie unmöglich sein wird.


Dann kommt der Interviewte auf das zu sprechen, was für ihn die Hauptgründe für den Entwicklungsschub in Asien

sind: "Alle asiatischen Staaten entwickeln sich - auf die eine oder andere Weise - entlang von Wirtschaftsplänen.

China, Indien, Indonesien fragen sich: Wo wollen wir in zehn Jahren stehen? Wie viele Universitäten öffnen wir?

Worauf konzentrieren wir uns? ... in Ländern mit unserer Mischung aus Kapitalismus und Staatsdirigismus ...

glaubt niemand, dass industrielle Entwicklung automatisch funktioniert. Der Staat wird gebraucht und schafft

zum Beispiel Sonderwirtschaftszonen. Die Griechen sollten sich vielleicht auch einmal hinsetzen und fragen:

Wie können wir bei uns Wachstum schaffen? .... Asiatische Staaten schicken ihre Emissäre in die ganze Welt,

um Investoren anzulocken. Wann hat Griechenland seine letzte Investitions-Mission gestartet?"


Im Weiteren wirft der Interviewte dem Westen vor, er betreibe eine falsche Politik und setze sich dazu auch

noch auf ein ganz hohes Ross, beispielsweise, indem er "Iran in eine Kiste einsperren" und durch Sanktionen auf

seine Linie bringen wolle: "Die westliche Politik ist nutzlos. Sie ist arrogant. Der Westen weigert sich schlicht,

vom Rest der Welt zu lernen. Ich sage es mal klipp und klar: Ihr kapiert es einfach nicht! Ihr seid jetzt eine

Minderheit, ihr repräsentiert 12 Prozent der Weltbevölkerung. Ihr habt nicht verstanden, wie die 88 Prozent

denken, und ihr glaubt immer noch, dass eure mentalen Kategorien geeingnet sind, die Welt in den Griff zu

kriegen. Lernt endlich!"


Wenig später heißt es in dem Interview: "Steigt ab!" Nämlich von dem hohen moralischen Ross, auf dem ihr

"reitet wie Don Quichotte", gegen Windmühlenräder kämpfend. "Alle Annahmen, alle Gewissheiten, die der

Westen hat, sind vollkommen aus der Zeit gefallen. Was euch bevorsteht, ist ein unglaublich hartes Umdenken

über die Welt und die Rolle, die ihr darin spielt." Diese Rolle beschränke sich weitestgehend auf die Funktion

eines Tugendwächters, der durch seine Verurteilungen und Sanktionen aber eigentlich gar nicht das Gute,

sondern im Endeffekt sich nur "gut fühlen" wolle.


Gut fühlen will der Westen sich insbesondere auch bei seiner gegenüber Israel betriebenen Politik. Was seine

Erklärung darin finden dürfte, dass man weltweit bestrebt ist, einen Ausgleich dafür zu schaffen, dass man es

zu Zeiten des Dritten Reiches unterlassen hat, den Juden den erforderlichen Beistand zu leisten. Deren jetzige

Rolle sieht Mabbubani sehr kritisch - folgend zitiert aus dem PS des Eintrags 1666 heraus: " Der Westen hat

eine eigene Agenda und wird von der jüdischen Lobby in den Vereinigten Staaten geführt. Das Problem des

Westens ist, dass er in der Vergangenheit steckengeblieben ist. Er glaubt immer noch, dass der Weg zur

Veränderung von Staaten über Sanktionen führt."


Anstatt ebenfalls in einer solche Kerbe einzuschlagen, sei "China ganz glücklich damit zu sagen: Macht ihr's".

In diesem mittlerweile 1,3 Milliarden Menschen zählenden Staat beschränkten sich die Politiker darauf, die

Lebensbedingungen für sie zu verbessern, dabei dann darauf verzichtend, ein Mehr an Verantwortung in der

Welt zu übernehmen: "Das zu erreichen und keine destruktive Rolle in der Welt zu spielen, ist ein ziemlich

großer Beitrag." Demgegenüber stellt sich für Mahbubani das Streben des Westens dar wie folgt: "Die einzige

Sorge des Westens mit all seinen guten Menschen ist es, Leben zu retten. Bitte nennen Sie mir einen einzigen

europäischen Regierungschef, er es gewagt hat, etwas zu sagen, als Gaza bombardiert wurde!" Womit man

wieder bei dem Punkt ist, der sich in dem PS von Post 1666 notiert findet.


Gegen Ende des Interviews kontrastiert Mahbubani anhand konkreter, länderbezogener Beispiele das Verhalten

der Politiker Asiens mit dem der westlichen Staaten: "Bei uns in Südostasien leben mehr Muslime als im Nahen

Osten, aber wir haben die Extremisten mit einer behutsamen Politk eingehegt. Militärische Macht hat nichts

erreicht, weder im Irak noch in Afghanistan. Amerika hat vielmehr zehn Jahre und drei Trillionen Dollar

verschwendet - und damit China ein gewaltiges, geopolitsiches Geschenk gemacht. Können Sie sich eine

unintelligentere Politik vorstellen?" Das Abschlussstatement dieses "globalen Denkers": "Vergessen Sie nie,

dass die Menschen in dieser Region [des Pazifik] wissen - China wird noch die nächsten tausend Jahre hier sein,

und wir wollen wissen, ob Amerika hundert Jahre da sein wird."













































Keine Kommentare: