Samstag, 25. Juli 2009

315 "In seinem Film 'Birdwatchers - Das Land der roten Menschen' lässt Marco Bechis brasilianische Guarani von sich selbst erzählen":

So lautet der Subtitel zu der nebenstehend auch erscheinenden Überschrift über den in der neuesten FAS gebrachten Artikel des Jounalisten Peter Körte. Am Morgen im Stehcafé gegenüber dem Bernd mein nächstes Internetprojekt - eben die Darstellung dieses Films - zur Sprache gebracht. Der daraufhin sofort einhakte mit mehreren Informationen: a) Kenne er die Guarani von Paraguay her, wo er mehrfach gewesen sei; b) seien sie im Lande hoch angesehen und hätten insbesondere unter dem Autokraten Stroessner*** etwa auch den Umstand genießen können, dass für sie größere Wohnterritorien eingerichtet wurden, außerhalb derer aber völlige Freizügigkeit für sie bestand; c) hieße dort sogar die Landeswährung nach diesem Indianervolk; d) hätten Angehörige dieser Volksgruppe auch in der Band Los Paraguayos mitgesungen und -gespielt, die in zur Mitte unseres Jahrhunderts hin äußerst erfolgreich gewesen sei. Er, Bernd, habe noch den Kopfschmuck sowie Pfeil und Bogen eines dieser Indianer bei sich zu Hause an der Wand hängen.
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  3. Guantanamera - Los Paraguayos


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  4. Fan-Website über Luis Alberto del Parana / Los Paraguayos

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www.lastfm.de/music/Los+Paraguayos Überhaupt nicht beschwingt, sondern recht triste geht es unter den brasilianischen Guarani zu. Zitat: "Nach zwei Filmen über Verschwundene, sagt Bechis, habe er endlich auch mal von Überlebenden erzählen wollen. Politisch ist 'Birdwatchers' natürlich auch, weil die Situation der Guarani in Brasilien ein Desaster ist. Eines der ersten Völker, das mit den Europäern vor fünfhundert Jahren in Kontakt kam, ist es heute eine Minderheit von nicht einmal fünfzigtausend Menschen in Brasilien, mit hoher Selbstmordrate und wenig Arbeit."
Das ganz Besondere an dem fraglichen Film kommentiert der Autor so: "Denn wenn es auch für knapp zwei Stunden gelungen ist, aus der Perspektive der touristischen Vogelbeobachter herauszutreten und nicht über die Guarani zu erzählen, sondern sie in einem Medium, das nicht das ihre ist, von sich erzählen zu lassen, so ändert das unmittelbar gar nichts an ihrer realen Situation. Was Marco Bechis tut, ist im filmischen wie im moralischen Sinn, eine Frage der Einstellung und der Wahrhaftigkeit."

"Der Auftakt.....gehört zu den brilliantesten Ouvertüren, die man seit langem gesehen hat. Er spielt mit den Konditionierungen des Publikums, er führt die Erwartungen in die Irre - um dann erst richtig anzufangen. Nach der Show kommt der Alltag, und der ist trist. Zwei Mitglieder der Gruppe von Guarani-Kaiwowá haben sich erhängt. Nadio, der Anführer, beschließt daraufhin, mit der kleinen Gruppe das zugewiesene Reservat einfach zu verlassen. Was sie dabei erleben, davon erzählt 'Birdwatchers'.... Die Gruppe von Guarani besetzt ein Stück Land direkt am Straßenrand, es gehört zu einer der großen Farmen, auf denen im Mato Grosso des Sud - was 'dichter Wald des Südens' bedeutet - extensive Rinderzucht betrieben wird und großflächig Nutzpflanzen angebaut werden. Dort, wo der einst dichte Wald, die Lebensgrundlage der Guarani, gerodet wurde, suchen sie sich ihren Platz."

Weiter führt der Autor aus: "Das ist, bis zu diesem Punkt, auch die Geschichte von Ambrósio Vilhalva, der den Nadio spielt, der vier Jahre auf einem Stück Land am Straßenrand ausharrte und Bechis zu dem Film inspirierte. Es herrscht keine große Harmonie in der Gruppe, es wird auch keine gutgemeinte Parabel vom Widerstand daraus. Sie sind einfach beharrlich, weil ihnen nichts anderes übrigbleibt."

Dann kommt Körte auf den Konflikt zu sprechen, der sich vor allem daraus ergibt, dass einer der Söhne Nadios, der Schamane werden will, mit der Tochter des Großgrundbesitzers anbandelt. Der wird dann in dem Film laut Autor folgendermaßen dargestellt: "Bechis zeigt den Weißen jedoch nicht einfach als einen rücksichtslosen Erben der Konquistadoren. Man sieht einen Mann, dessen Familie seit Generationen mit harter Arbeit das Land kultiviert hat, und man sieht die Guarani, für welche die Vorstellung, die Erde, auf der sie leben, sei ihr Eigentum, absurd ist. Beide Standpunkte sind unvereinbar, eine neutrale Instanz existiert nicht, und es geht deshalb vor allem darum, dass diese Pattsituation zur Abwechslung einmal aus der Sicht der Guarani dargestellt wird, die da mit einer Selbstverständlichkeit ihre Hütten aus Plastikplanen und gefundenen Materialien bauen, dass man sich zwangsläufig fragen muss, welche Perspektive denn mehr Berechtigung hat. Daraus, aus diesem chronischen Missverhältnis und -verständnis entsteht auch der Humor des Films, weil man sich ... mit den Guarani amüsiert, die den abgestellten weißen Aufseher in seinem Wohnwagen hinhalten, verspotten und düpieren."

Das Beispiel Stroessner zeigt - um auf die einleitenden Punkte zu den paraguayischen Guarani zurückzukommen -, dass ein verantwortungsvoll denkender und handelnder Regent im Sinne einer Besserstellung der Menschen enorm viel erreichen kann. Ich entsann mich anlässlich des heutigen Gesprächs mit dem Bernd im Stehcafé seiner Darstellung bei einem anderen Mal, derzufolge das Land unter seiner Ägide eine außerordentliche Blüte erlebt habe. Wobei vor allem die Infrastruktur ausgebaut und der allgemeine Wohlstand angehoben worden sei - letzteres insbesondere durch die exorbitanten Zinsen, die von den Banken für Kapitaleinlagen gezahlt werden mussten. Dass solche Dinge nicht bis zu unseren Medien vorgedrungen sind resp. nicht aus ihnen herausgelangen durften, kann insofern nicht verwundern, als unsere "Demokraten" ein mehr oder weniger ausschließliches Interesse daran haben, solche Informationen nicht zur einer breiteren Öffentlichkeit durchdringen zu lassen, die dazu angetan sind, die "demokratische" Ordnung in Frage zu stellen - resp. die Gelingendes und Gelungenes aus anderen gesellschaftlichen Verhältnissen nicht kleinmachen und mit einem schlechten Odium behaften.



*** Wer sich mehr für den genannten; durch gezielte Desinformationspolitik gerade der binnenländischen Medien in Misskredit gebrachten Autokraten interessieren sollte, mag die folgende, aus dem Internet herauskopierte - und an einigen Stellen mit Hervorhebungen versehene - Info nachlesen: Lebenslauf des
Don Alfredo Strössner

General und Präsident
von Paraguay
von 1954 bis 1989

geb. 03.11.1912
in Encarnacion
Gestorben am 16.08.2006 in Brasilia
Hier ein bißchen Geschichte:
(Aus Tapferes Paraguay von Hubert Krier)

Geboren wurde Alfredo Stroessner am 3.November 1912 in Encarncion, der damals zweitgrößten Stadt Paraguays, als Sohn des aus Hof in Bayern einwanderten kaufmännichen Angestellten Hugo Stroessner. Der Vater entstammte einfachen Verhältnissen, er arbeitete in Encarnacion als Buchhalter einer Bierbrauerei und war mit einer Paraguayerin, Heriberta Matiauda, verheiratet. Mit 17 Jahren begann Stroessners militärische Laufbahn, mit 19 wurde der Leutnant. Ein Jahr später brach der Krieg gegen Bolivien um den Chaco aus, in dem sich der junge Mann seine Sporen als besonders tapferer und tüchtiger Offizier verdiente. 


Schnell aufsteigend wurde er bereits 1948, im Alter von 36 Jahren, als damals jüngster General Südamerikas, Brigadegeneral. Um diese Zeit war die Colorado-Partei, nach 44 Jahren Opposition, wieder an die Regierung gekommen; sie versprach sich Nutzen von dem jungen, durch eine ungewöhnliche Karriere ausgezeichneten General. 1954 wurde Stroessner, damals Oberbefehlshaber der paraguayischen Armee, zum Divisionsgeneral befördert und als con den Colorados aufgestellter Kandidat zum Staatspräsidenten gewählt. 

Bereits vorher, wahrscheinlich 1940, hatte er mit einer Paraguayerin einfacher Herkunft, Eligia Mora Delgado aus dem Ort Benjamin Aceval, eine Familie gegründet, der zwei Söhne und eine Tochter entstammten. - Der Präsident spricht spanisch und guaraní, er versteht ferner portugiesisch, deutsch und englisch.
Bei der ersten Begegnung mit Stroessner stellt man verwundert fest, dass sein Äußeres wenig der über ihn umlaufenderen Charakteristik entspricht. Er ist ein für südamerikanische Verhältnisse hochgewachsener, etwas beleibter, gutmütig und bieder wirkender Mann, dunkelblond und blauäugig, ein Typ, dem man häufig in Bayern begegnet, - keineswegs besonders militärisch im Auftreten, höflich, bescheiden, in der Unterhaltung kaum durch brillante Formulierungen beeindruckend. Nichts in seiner Erscheinung ließ den fanatischen, von leidenschaftlichem Arbeitsethos durchdrungenen Patrioten erkennen, den auch persönlich furchtlosen Verherrlichter soldatischer Tapferkeit, den Mann, unter dessen Regierung zu Beginn zahllose Kommunisten und Verschwörer ihr Leben lassen mussten, den gerissenen politischen Taktiker, der seit über drei Jahrzehnten alle Drähte der Macht bei sich zu vereinen und sicher zu handhaben verstand. Befasste man sich aber eingehender mit der Persönlichkeit, so fand man alle diese im Äußeren nicht hervortretenden Weisenszüge bestätigt.


Dass ein paraguayischer Frontoffizier des siegreichen Chaco-Krieges persönliche Tapferkeit besaß und extrem nationalistisch dachte, war angesichts der soldatischen Tradition dieses Volkes selbstverständlich. Stroessner huldigte darüber hinaus einem reglerechten Tapferkeitskult: den großen Besiegten des Tripleallianzkrieges, Marschall López, erhob er wegen seiner Vaterlandsliebe und Todesverachtung zu einer Art Nationalheiligen. Der paraguayische Historiker O'Leary, der den Marschall in seinen Büchern als Heros verherrlichte, wurde dafür zu Lebzeiten durch ein Denkmal geehrt und erhielt bei seinem Tode ein pompöses Staatsbegräbnis. 


Träger hoher ausländischer Tapferkeitsauszeichnungen konnten bei einem Besuch Paraguays im voraus eines wohlwollenden Empfangs bei Stroessner gewiss sein. Auch die erbittersten Feinde hielten widerwillig dem Präsidenten zugute, dass er seit Übernahme seines Amtes ein Arbeitspensum bewältigte, das die meisten Menschen seines Alters binnen Kürze unter die Erde brächte. Um vier Uhr morgens begann er vom Bett aus zu regieren, telephonisch mit Kommandanten militärischer Einheiten Kontakt aufzunehmen und seine Minister durch Anrufe in Trab zu setzten. Spätestens um sechs verlegte er seine Arbeit in den Regierungspalast. Aufgaben zu delegieren, war nicht seine Sache; in allen wichtigen Fragen entschied er selbst und griff außerdem oft in untergeordnete Routinevorgänge ein. Die Arbeit, durch ständige Besuche und eine dreistündige Mittagspause unterbrochen, dauerte oft bis ein Uhr nachts. 

Es ist erstaunlich, wie der Präsident diesen Stress als Dauerzustand gesundheitlich durchstand, denn seit seinem Amtsantritt 1954 hatte er sich - ebenso wie den Ministern - keinen Urlaub gegönnt; nur die Sonn- und Feiertage waren der Jagd und dem Angelsport gewidmet. Wenn das Studium eines Problems ihn ermüde - so behauptete dieser Arbeitsroboter - erholte und entspannte es ihn vorzüglich, einen anderen Aktenvorgang zur And zu nehmen. Die Gegner des Regimes interpretierten den für ein Staatsoberhaupt ungewöhnlichen Arbeitsrhythmus, insbesondere die kurze Nachtruhe, hämisch, wenn auch nicht sonderlich glaubhaft, als bloße Vorsichtsmaßnahme: Die meisten der 40 Amtsvorgänger seit 1870 seien durch Revolten gestützt worden, die in der ersten Hälfte der Nacht oder aber bei Sonnenaufgang gestartet wurden. 

Leidenschaftliche Vaterlandsliebe, fanatischer, bis in jede Einzelheit konsequenter Antikommunismus und die tiefeingewurzelte Idee von der ethischen Überlegenheit soldatischen Tapferkeit dürften in Stroessners Weltbild die drei tragenden Säulen sein - erhaben über jede Diskussion, Kritik oder auch nur inneren Zweifel. Von dieser Grundlage aus bemühte er sich mit eisernem Fleiß, die Aufgaben des Staatspräsidenten pragmatisch und unvoreingenommen nach den Regeln des gesunden Menschenverstandes zu lösen. Musterbeispiele dafür waren seine Politik des guten Schuldners, mit der er soviel Anerkennung in der freien Welt gefunden hatte, und die seiner Ansicht nach ähnlich gelagerte, von ihm seit vielen Jahren, sogar gegen den Rat des Internationalen Währungsfonds, mit Ausdauer - und lange Zeit mit Erfolg - verteidigte Stabilität der paraguayischen Währung. Stroessners eigentliches Motiv für beides dürfte nicht in irgendwelcher volkswirtschaftlichen Theorie bestanden haben, sondern in dem militärischer Simplifikation gefühlsmäßig erkorenen - nicht überall in Lateinamerika praktizierten - Grundsatz, dass Ehrlichkeit die beste Politik ist und auf ein gegebenes Versprechen Verlass sein muss

Mit der gleichen vereinfachenden, aber klaren Logik hatte sich Stroessner von Anfang an dafür entschieden, dass Paraguays Denken und Handeln, das eines treuen und verlässlichen Partners der Vereinigten Staaten zu sein hat. Dieser Entschluss stützte sich auf lebendig fortwirkende geschichtliche Reminiszenzen, nüchternes Kalkül und Antikommunismus. Die engen Bande Paraguays zu den USA reichten mehr als ein Jahrhundert zurück, der vom Präsidenten Carlos Antonio López 1859 abgeschlossene "Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag" ist heute noch in Kraft. Ein großes paraguayisches Departement wurde aus Dankbarkeit nach dem neunzehnten Präsidenten der Vereinigten Staaten Hayes (1877-1883) benannt, der dem Lande bei einer Grenzauseinandersetzung mit Argentinien zur Seite gestanden hatte. Als die USA 1965 wegen Gefahr kommunistischer Subversion in Santo Domingo einrückten, entsandte Paraguay als erstes lateinamerikanisches Land dorthin en kleines Truppenkontingent, um die Amerikaner durch eine moralische Geste zu unterstützten. Bei den UNO-Abstimmungen schloss sich Paraguay regelmäßig dem Standpunkt der USA an. Deren Bereitschaft, den lateinamerikanischen Staaten mit ansehnlichen Finanzmitteln unter die Arme zu greifen, wurde von vielen dieser Länder, manchmal auch aus verständlichen Gründen, mit Ressentiments und Misstrauen beantwortet - nicht aber in Paraguay. Als Rockefeller 1969 im Auftrage des US-Präsidenten eine offizielle Rundreise durch Lateinamerika unternahm, brachen an vielen Orten - vom Ausland inspiriert - anti-amerikanische Unruhen aus; in Asunción wurde daraus, obwohl der rebellische Teil der Geistlichkeit sich einspannen ließ, ein kläglicher Misserfolg, wie überhaupt die lateinamerikanische Anti-Yankee-Stimmung in Paraguay kaum Anhänger besaß. 

Die inneren Bindungen an die USA entsprach in der Tat auch die materielle Interessenlage des Landes; denn die großzügige nordamerikanische Entwicklungshilfe wirkte sich in Paraguay höchst segensreich aus. Washington honorierte Paraguays freundschaftliche Haltung, ebenso auch Stroessners Bemühen, sein Land behutsam, natürlich ohne Risiko eines Rückfalls in die früheren, oft chaotischen Zustände, zu demokratisieren. Präsident Kennedy übermittelte ihm telegraphisch seine Glückwünsche zu diesen Demokratisierungsfortschritten, Präsident Johnson empfing ihn in den Vereinigten Staaten als offiziellen Ehrengast. Trotz grundsätzlicher Vorbehalte gegenüber autoritären Regimen bewerteten die Amerikaner viele Wesenszüge Stroessners positiv: - seine Politik des guten Schuldners - die Toleranz gegenüber allen Religionsgemeinschaften - den Ruf persönlicher Integrität und sein und seiner Ehefrau einfaches, würdiges Auftreten - das Ja zum Prinzip des freien Unternehmertums - den Verzicht auf viele, sonst in autoritär regierten Ländern übliche, demagogische Praktiken. 

Linksradikal beeinflussten Versuchen, die Beziehungen Paraguays zu den U SA unter dem Gesichtspunkt von Präsident Carters Menschenrechts-Maxime zu stören, blieb durchschlagender Erfolg versagt, obschon unter Carter in Washingtoner Verlautbarungen mitunter von dahinzielenden Maßnahmen die Rede war. Derartige Nachrichten wurden dann zwar stets in der europäischen Linkspresse eingehend und mit Wohlgefallen kommentiert, erwiesen sich indes, was Paraguay anlangt, fast immer als stark übertrieben. Infolge des historisch bedingten Entwicklungsstandes respektierte leider kaum ein einziger Staat der lateinamerikanischen Welt die Menschenrechte in allen Einzelheiten so, wie das den Vorstellungen der Nordamerikaner entsprechen würde. Im Vergleich zu dem, was zugestandenermaßen in manchen führenden Ländern Iberoamerikas gegen diese Ideale gesündigt wird, nahmen sich die gegen Paraguay erhoben Vorwürfe, soweit sie halbwegs fundiert wirken, recht unbedeutend aus. 

Es ist nicht anzunehmen, dass die USA unter Präsident Reagan ihre Hilfe und Unterstützung, welche sie seit Jahrzehnten großzügig den Ländern Süd- und Mittelamerikas zukommen ließen, als Ganzes abstoppen; dass sie aber ausgerechnet über Paraguay, ihren treuesten Freund in diesem Teile der Welt, den Boykott verhängen, mutet noch weniger wahrscheinlich an. Mit der gleichen Streitigkeit wie im Falle der Vereinigten Staaten bemühte sich Stroessner seit 1954 um ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland. Denn er teilte die deutschfreundliche Einstellung seines Volkes und bekannte sich auch wohlgefällig und mit Stolz zur bayerischen Abstammung des Vaters, der sein Leben lang patriotisch für seine deutsche Heimat empfand und die Kinder, auch den späteren Präsidenten, dazu erzog, Deutschland als ihr zweites Vaterland zu betrachten. Bei der deutschen Kolonie in Paraguay, auch bei den deutschstämmigen Mennoniten, erfreute sich Stroessner dadurch ganz besonderer Beliebtheit; man nannte ihn dort gelegentlich im Scherz "die effizienteste Form deutschwer Entwicklungshilfe an Paraguay". 

Von derartigen Elogen der deutschen Kolonie unterschied sich freilich sehr gründlich die Beurteilung, welche dem Präsidenten seit langem in manchen Organen der deutschen Presse zuteil ward. Stroessner vermerkte immer wieder mit Bitterkeit, dass ausgerechnet im Heimatlande seines Vaters viele Zeitungen und das Fernsehen ihn bei jeder Gelegenheit, oft genug unter wahren Vorwänden, angriffen und mit unsachlicher, Hasserfüllt wirkender Kritik überschütteten. 

Am meisten Publizität erlange dabei die sogenannte Mengele-Affäre, die sich, mit langjähriger Unterbrechung, in deutlich voneinander abgehobenen Phasen, über mehr als zwei Jahrzehnte hinzog. Auf sie soll nachstehend näher eingegangen werden, obschon sich die Ansatzpunkte der Polemik inzwischen, einer nach dem anderen, als offenkundig widerlegt und für die Angreifer beschämend erwiesen haben. Denn der Vorgang zeigte deutlich die VON GEWISSEN MASSENMEDIEN GEFLISSENTLICH GEGEN PARAGUAY BETRIEBENE, BÖSARTIGE DESINFORMATIONSPOLITIK: In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die paraguayische Regierung dem eingewanderten deutschen Arzt Dr. Josef Mengele durch Einbürgerung die paraguayische Staatsangehörigkeit verliehen, die das von allen lateinamerikanischen Ländern in mehr als anderthalb Jahrhunderten seit ihrer Unabhängigkeit großzügig und millionenfach praktiziert wird. In diesem Falle stellte sich jedoch nachträglich heraus, dass der Eingebürgerte in dringendem Verdacht stand, als früherer SS-Arzt im Konzentrationslager Auschwitz scheußliche Verbrechen an jüdischen Häftlingen gegangen zu haben. Als die Weltöffentlichkeit Anfang der Sechziger Jahre darauf aufmerksam wurde, verschwand Mengele sofort spurlos und für immer aus Paraguay. 

1963 richtete das Auswärtige Amt in Bonn auf Betreiben der zuständigen deutschen Staatsanwaltschaft über die Botschaft Asunción eine Anfrage an die Paraguayische Regierung, ob sie bereit sei, Mengele an die Bundesrepublik Deutschland auszuliefern. Nach sorgfältiger Nachforschung erwiderte Paraguay, Mengele finde sich nicht mehr im Lande, seine Anschrift im Auslande sei nicht zu ermitteln. Im Falle seiner Rückkehr komme jedoch eine Auslieferung an die Bundesrepublik nicht in Betracht, weil er bereits 1959 die paraguayische Staatsangehörigkeit erworben habe und die Auslieferung eines eigenen Staatsangehörigen an eine fremde Macht mit der paraguayischen Souveränität unvereinbar sei. Aufgrund des bekanntgewordenen Verdachtes wurde schließlich ein Haftbefehl gegen Mengele erlassen, damit er im Falle seiner Rückkehr als Paraguayer vom zuständigen paraguayischen Strafrichter zur Rechenschaft gezogen, gegebenenfalls auch abgeurteilt werde. 

In Deutschland löste nun die paraguayische Antwort eine phrenetische Hetze gegen den angeblich antisemitischen "Diktator" Stroessner aus, weil er den für den Massenmord an Juden verantwortlichen Höheren SS-Führer mit Hilfe eines raffinierten "Einbürgerungs-Tricks" seiner Strafe zu entziehen versuche. 
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