Freitag, 3. Juli 2009

302 Die etwas andere Presseschau - hier: Auf Entdeckungsreise in und mit der FAS/10

Im Begleittext zu dem ersten Foto, welches dem der neuesten Ausgabe beiliegenden Hamburger Stadtmagazin entnommen wurde, heißt es, die Ballonfahrer wüssten absolut nicht, wo die Reise hingehe. Für mich ist klar: Der Sonne entgegen. So, wie in diesem Blog.

Die beiden Paddler - das sind nicht meine Holde und ich. Der ich allerdings eine ähnliche Statur aufzuweisen habe wie der Frontman. Wir haben uns mit unserem Klepper-Boot nie gemeinsam in nördlichen Wassergefilden bewegt, sondern tragen den Milstätter See in Kärnten mit seinen Fallwinden und - uns auch so prophezeit - dem unausweichlichen Kentern bei gesetztem Segel mit uns als Erinnerung herum.
Apropos Erinnerung: Die spielt in der Ausgabe 26/09 mit Blick auf das Ableben von Michael Jackson ganz aktuell eine Rolle. 9 Journalisten huldigen auf einer Seite dem "King of Pop", wobei sie ihren - nachgemessen - 10 - 17 cm langen Textspalten folgende Überschriften geben: "Michael Jackson ist tot", "Unerreichbar weit weg", "Einmal, in Afrika", "Liz Taylor reloaded", "Einer wie wir, leider", "Wie vom anderen Stern", "Apropos Appropriation", "As easy as one, two, three", "Das Märchen vom König".

Herausgegriffen sei hier nur die längste Passage aus dem Beitrag des Autors Michael Althen: "....Das war damals nicht meine Musik, aber das machte mir nichts, denn Punk hatte ich auch verpasst. Und als ich irgendwann den 'Werwolf'-Clip von John Landis sah, verstand ich auch nicht wirklich, was die Aufregung soll. Und auch als fünf Jahre später 'Bad' erschien, fand ich den Mann mit dem Handschuh immer noch irgendwie affig. Der dauernde Griff in den Schritt schien mit das Gegenteil von dem, was er bezwecken wollte. .... Meine Tochter ist geboren, als 'Moonwalk' erschien, ein Jahr nach 'Bad', und mein Sohn, als die ersten Anschuldigungen wegen Kindesmissbrauchs publik wurden, ein Jahr nach 'Dangerous'. Sie haben Michael Jackson nur als Freak erlebt, als Zwitterwesen, das nicht weiß und nicht schwarz war, als Liz Taylor reloaded, die nicht Männlein und nicht Weiblein war, als Peter Pan, dessen Unschuld in Nimmerland gründlich verlorengegangen war - aber sie haben ihn geliebt und waren von seinem Tod erschüttert, als habe er ihre Jugend auf jene Weise begleitet, die ich verpasst habe. Und natürlich haben sie recht, denn das ist das ewige Versprechen des Pop, dessen König Jackson womöglich wirklich war. Und jetzt, wo 'Bad' auf meinem Plattenteller liegt, merke ich erst, was mir damals entgangen ist. Aber es ist nie zu spät..."

"Andreas Klöden ist die personifizierte Vergangenheit des Radsports - ein Phantom, nicht zu sprechen, nicht zu greifen, nicht zu orten..." So heißt es in dem Subtitel zu der Überschrift "Der Schattenmann". Womit der Autor in gewisser Weise in zwei Punkten anknüpft an den zuvor dargestellten Inhalt: a) gibt es bei ihm ebenfalls eine Rückschau, b) widmet er sich einer Person, die, wie Michael Jackson, sich als für niemanden wirklich zugänglich darstellt.

Wenn Andreas Klöden ein "Schattenmann" ist, dann ist die Vorsitzende der Parti Socialiste in Frankreich eine Schattenfrau. Und die von ihr geführte Partei - folgt man der Darstellung der Autorin Michaela Wiegel - allenfalls ein Schatten auf der Bühne des politischen Geschehens. Ich zitiere hier aus dem zweiten Teil des einschließlich Bild etwas mehr als halbseitigen Artikels: "An Kandidaten mangelt es nicht - nur gibt es keinen, der sich wirklich abhebt. Deshalb schauen die Sozialisten neidisch auf die Grünen, die mit Daniel Cohn-Bendit einen Medienliebling ihr Eigen nennen, der die Wähler anzieht. Der ergraute Rotschopf zehrt in Frankreich nicht nur von seinem Image als Held der Achtundsechziger-Bewegung. Cohn-Bendit hat schneller als die ermatteten Sozialisten den Zeitgeist im linken Wählermilieu erfasst. Er hat den linken Sympathisanten Persönlichkeiten präsentiert, die eine starke PS in ihren guten Zeiten an sich gebunden hätte: den Bauernführer José Bové zum Beispiel, ein Symbol für den Kampf gegen schädlichen Fraß aus Massentierhaltungsfabriken oder gegen genmanipuliertes Saatgut aus amerikanischen Labors. Oder die ehemalige Untersuchungsrichterin Eva Joly, eine Ikone im Kreuzzug gegen die unregulierte Geschäftemacherei, gegen die Verquickung von Politik und großem Geld. Cohn-Bendit hat auch verstanden, dass die Franzosen reif sind für ein Umdenken ihrer Lebensgewohnheiten mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Die Sozialisten haben diesen ökologischen Sinneswandel verschlafen, auch wenn sie das Gegenteil behaupten."
Weiter heißt es in dem fraglichen Beitrag: "Unter den Sozialisten hat sich niemand mit umweltpolitischen Themen profiliert. So wie die Sozialisten lange auch die gewachsene Bereitschaft übersehen hatten, den 'sichtbaren Minderheiten' einen größeren Platz einzuräumen. Der Erfolg des grünen Wahlbündnisses 'Europa Ökologie' gründete auch auf dem Willen, Kandidaten mit 'Einwanderungshintergrund' auf wählbare Positionen zu bringen. In gleich acht Regionen ist es dem grünen Bündnis gelungen, sich als stärkste Kraft der Linken vor den Sozialisten zu etablieren. ... Die Sozialisten beruhigt, dass der Deutsche Cohn-Bendit nicht vom Ehrgeiz getrieben ist, bei den französischen Präsidentschaftswahlen anzutreten."
Welch alles mich zu dem Schluss bringt, dass a) das Engagement meiner Holden und meiner Wenigkeit in Sachen Grün so verkehrt nicht gewesen sein kann, und dass b) die Schwäche auch der deutschen Sozialdemokratie sehr viel mit dem zu tun hat, was von der Autorin über deren Schwesterpartei in Frankreich ausgesagt wird. Wobei, um auf a) zurückzukommen, sich uns jetzt die Frage stellt, ob die Grünen in Deutschland nicht zuviel von den Freiräumen aufgegeben haben, indem sie mitgeholfen haben, der unregulierten Geschäftemacherei zuviel Vorschub zu geben.
Ebenfalls alles andere als ein Schattenmann ist der Chinese Liu Xiaobo. Dem auf der Seite "Meinung" von dem Autoren Till Fähnders ein sehr für ihn einnehmender Artikel gewidmet wird. Der mich auf den Gedanken bringt, dieser Hommage an den Dissidenten durch die Aufnahme in meinen Blog etwas mehr an auch dauerhafter Präsenz zu verleihen.

Der Autor leitet seine Beschreibung der Person und der Aktivitäten dieses chinesischen Staatsbürgers folgendermaßen ein: "Nachdem vor 20 Jahren die Panzer die Demokratiebewegung in Peking niedergewalzt hatten, versteckten sich viele Anführer der Studentenproteste wochenlang oder flüchteten ins Ausland. NIcht so Liu Xiaobo. Der Dozent der Pädagogischen Hochschule - aus Sicht der Führung einer der Hintermänner der Proteste - war in Peking geblieben. Eigentlich eine 'selbstmörderische Entscheidung', wie ein ausländischer Zeitzeuge kommentierte."

Im Weiteren wird in dem Artikel dargestellt, wie der sich für den Demokratiegedanken engagierende Chinese im Gefängnis gelandet ist, und dass dem früheren Vorsitzenden des inoffiziellen PEN-Clubs des Landes jetzt sogar eine mehrjährige Haftstrafe droht. Wegen 'Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt'. Dazu der Text: "Anlass für die Festnahme im vorigen Dezember war die Veröffentlichung der chinesischen 'Charta 08'. Nach dem Vorbild der 'Charta 77' in der früheren Tschechoslowakei forderten die 303 Erstunterzeichner politische Reformen, Demokratisierung und die Achtung der Menschenrechte in China. Im Ausland wurde die Charta als eine der größten Herausforderungen an die chinesische Ein-Parteien-Diktatur seit 1989 bezeichnet. .... In der Charta...fordern die mittlerweile mehr als 8000 Unterzeichner auch....:'Es muss ein Ende haben, dass Wörter ein Verbrechen sein können.'.... Drei Jahre soll er an dem Entwurf gearbeitet haben, sagen Bekannte."

"Liu Xiaobo ist Träger verschiedener Menschenrechtspreise, unter anderem des Homo Homini Awards und des Freedom to Write Awards des amerikanischen PEN Centre", fährt der Autor fort und schildert dann den Werdegang des 1955 im nordostchinesischen Changchun geborenen Dissidenten. "Während der Kulturrevolution verschickten ihn die Kommunisten für einige Jahre mit seinem Vater aufs Land in die Innere Mongolei. ... Nach Ende der 'zehn verlorenen Jahre' arbeitete Liu von 1976 bis 1977 als Anstreicher in Changchun, bevor er von der örtlichen Hochschule der Jilin-Provinz aufgenommen wurde. Liu Xiaobo las westliche Philosophen, mochte besonders Nietzsche. In den achtziger Jahren ging er als Doktorand an die Pädagogische Hochschule Pekings, wo er auch als Dozent arbeitete. Schon im Jahr 1986 machte er sich einen Namen als Literaturkritiker. Nicht allen Zeitgenossen hat wohl seine schonungslose Art gefallen."

Die weiteren Stationen des ganz bewusst von ihm in Kauf genommenen Leidensweges: "Nach seiner Verhaftung 1989 saß er eineinhalb Jahre hinter Gittern. Schon kurz nach sciner Entlassung begann er, weiter seine Artikel zu veröffentlichen und politische Reformen sowie eine Neubewertung der Demokratiebewegung von 1989 zu fordern. Im Jahr 1996 landete er wieder im Gefängnis und dann für drei Jahre in einem Arbeitslager. Aber auch danach blieb sein Wille ungebrochen."

Hervorheben möchte ich aus der hiermit abschließend wiedergegebenen Darstellung des Autors Fähnders folgendes Statement - weil ich auch in einem ellenlangen ZEIT-Artikel aus dem Jahre 2006 das mit ihm Festgestellte ausführlich dargestellt gefunden habe: "Das Internet bezeichnete er einmal als 'Gottes Geschenk an China' ".
Apropos Geschenk: So gut wie ein solches kam das Angebot des größten Finanzbetrügers aller Zeiten, wie ihn der nebenstehende Subtitel klassifiziert, daher. Auf den ersten Blick ein Typ wie Samt und Seide, harmlos dreinschauend und gewinnend lächelnd. Ein Jude, wie mir erstmalig in dem von dem Autoren Norbert Kuls verfassten Artikel deutlich wird. Was mich zunächst auf das zu Schülerzeiten bei einem Wochenendseminar auf der Wolfsburg, einer Erwachsenenbildungsstätte des Bistums Essen, notierte Faktum kommen lässt, dass es den Juden auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verwehrt war, ehrenhafte Berufe auszuüben und sie verwiesen waren etwa auf das Abdecker- oder das Geldgeschäft.
Geldgeschäfte hat der Bernie Madoff in ganz großem Stile getätigt, dabei seinen Gläubigern eine verfügbare Finanzmasse von 65 Milliarden Dollar vorgaukelnd. Ein wiederum für mich sehr interessantes Faktum - so jedenfalls in dem fraglichen Artikel dargestellt: Dass es zu einem großen Teil Juden gewesen sind, die dem "Dieb, Schurken und Kriminellen" - so der Holocaustüberlebende und vor allem mit seiner Stiftung "Elie Wiesel Foundation for Humanity" als Friedensstifter sich betätigende Landsmann Madoffs auf den Leim gegangen sind. Letzteres in der Folgeausgabe 27/09 der FAS unter der Überschrift "Der betrogene Friedensstifter" dargestellt.

"Madoff war wegen seiner exzellenten Reputation in der jüdischen Gesellschaft sehr verehrt. Dort rekrutierte er in New York oder Palm Beach seine Anleger", schreibt der Autor Kuls, um fortzufahren: "In Palm Beach war die Nachricht von seiner Verhaftung daher eingeschlagen wie eine Bombe. Ein Teilnehmer einer jüdischen Wohltätigkeitsveranstaltung am Abend danach habe die Stimmung mit dem Untergang der Titanic verglichen, berichtet Autor Leamer. 'Das Schiff sank, und die Leute schrien: 'Ich habe dies verloren und das verloren.' Und alle Leute waren betrunken, selbst die, die sonst nie trinken." Die Inhaberin eines Friseursalons laut Kuls zu der Situation, so, wie sie sich jetzt für die Betroffenen darstellt: ' 'Wenn man viel Geld hat, ist man angesehen. Wenn man keins mehr hat, ist man nicht mehr angesehen. So einfach ist das hier' ".

Die extreme Fixierung auf Geld- und Sachwerte, die für die von dem Autor vorgestellten Kreise typisch ist, hat ihren Niederschlag in dem Buch "Madness Under the Royal Palms" gefunden, in welchem der nicht mit Vornamen benannte Autor Leamer eine schonungslose Gesellschaftsstudie von Palm Beach liefert. In dem Artikel wird auch eine Juwelenhändlerin namens Adele Kahn zitiert, die auf die Situation abhebt, wie sie sich jetzt für die Genasführten darstellt: "Wer in der Welt von Palm Beach seine Diamanten verkaufen muss, ist besonders verzweifelt. 'Juwelen sind das Letzte, von dem sich die Leute trennen', weiß Kahn. Kahn, selbst Jüdin, wird ungehalten, wenn sie über den Juden Madoff redet. 'Warum musste er das Geld von seinen eigenen Leuten nehmen? Ich habe mehr Respekt für die Mafia als für Madoff', schimpft sie."

15 Millionen Dollar muss die bereits erwähnte Stiftung des Juden Elie Wiesel in den Wind schreiben, weil auch dieser gute Mann den Verführungskünsten des Anlagebetrügers erlegen ist. Obwohl ich es nicht sonderlich mit dem Apostel Paulus habe - das folgende Statement gibt mir denn doch zu denken - gefunden in einem von dem FAS-Kirchenfachmann Lorenz Jäger in der Ausgabe 27/09 verfassten Artikel mit dem Subtitel "Paulus, der Heidenapostel, hat die Weltkirche mit allen ihren Spannungen begründet", und bezogen auf den "Konflikt der christlichen Gemeinde mit der Synagoge: 'Diese haben sogar den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt; sie gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind' (1. Thessalonicher 2,15)."






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