Sonntag, 31. August 2008

66 Design, Mode, Trends, Typ - und der ganze andere Klimbim: Was da so alles veranstaltet wird, um das Lebensgefühl wenigstens etwas anzuheben

Da wird doch der Popfigur Madonna tatsächlich die Frage gestellt: "Wie viele Glitzersteine sind an Ihrer Korsage?"! Und da zieht eine Lokalredakteurin hochzufrieden ab, nachdem sie von der vergötterten Gestalt ein Foto hat schießen können - wenn auch nur in Bademantel und Schlappen. Sich, wie sie es formuliert, selbst dabei und danach nicht wieder erkennend und dankbar für "diese Grenzerfahrung"!

Nicht nur bei dem Alphaweibchen Madonna (a) funkelt es, sondern auch in den Sondereditionen von Kartenspielen, die auf den Schulhöfen ein begehrtes Vorzeigeobjekt waren - oder auch noch sind (b). Da muss selbstverständlich das Kommando lauten: "Hol sie dir alle!" (c)

a) .....................................................b)



















c)..............................................................d)















Was auch leuchtet, das ist der Herrenduft von WOLFGANG JOOP, dessen Anzeige man sich unter d) zu Gemüte führen mag. Ersatzweise auch das, was unter e) zu den Pre-Collections in der Mode vermeldet wird. Die wohl dabei sind, den Runaway-Collections, also den modischen, auf den Laufstegen vorgeführten Trendsettern für die aktuelle Saison, den Rang abzulaufen. Man muss schon "modeaffin" sein, um dem, was die in Schwarz aufkreuzenden Damen da so vorführen, etwas abgewinnen zu können. Sage mir nur niemand, das seien auch noch Topmodels! Wenn ich mir nämlich nur den "Top" - will heißen: den Kopp - vor allem der ersten Modefigur so anschaue, dann will mir alles vergehen.

Bei soviel Begeisterung für die Mode und aktuelle Trends muss selbstverständlich auch eine Aktion wie "Hannover goes Fashion" zu einem vollen Erfolg werden. Statements dazu unter f). Gesondert dabei unter g) erscheinend das der Künstlerin Nicola Bowery, welches ich insofern nur voll unterstreichen kann, als mir die ganze Geschichte mit den Trendsettern und Modediktaten äußerst suspekt erscheinen will. Sehe ich doch etwa an meiner Holden, wie gut ihr noch heute ein Mantel steht, den sie sich - selbstbestimmt - im Alter von 14 Jahren hat kaufen können.

e)
..............................................f)......................g)



















h)
Ein gelungenes Design ist ohne Frage von eminenter Bedeutung. Da brauche ich mir nur mein wunderschön gestyltes Alu-Rad von Kettler anzuschauen, welches als Sondermodell mit dem Namen "Joker" auf den Markt gekommen ist. Ganz abgesehen von der enormen Trittleichtigkeit, die es bietet: der Schwung, der auch in der Form liegt, hat schon etwas für sich. Das Problem ist nur: Bei dem Versuch, eine originelle Linienführung hinzukriegen, erleiden viel zu viele Akteure in dieser Szene Schiffbruch. Was jedenfalls die Akzeptanz- und Nutzungsmöglichkeit für das Publikum anbelangt - vgl. i)


i)
Die Alltagstauglichkeit dessen, was unter j) die Künstlerin Nicola Bowery im Großformat vorführt - noch im Rahmen der Aktionstage "Hannover goes Fashion" stehend -, muss nach meiner Ansicht ebenfalls in Frage gestellt werden. Nicht aber das künstlerische Moment, das in ihrem Haarmachwerk mit seinem Drumherum steckt. Das Ganze scheint mir sogar etwas in Richtung Mona Lisa zu gehen, wenn ich der Anmutung nachspüre, die sich beim Betrachten ihres Konterfeis im Großformat einstellt.

So schon in der Jugend auf immer bestimmte Rollen- und Anschaffungsmuster festgelegt, hatte und hat der sie Übernehmende so gut wie keine Möglichkeit mehr, sich die geistigen Spielräume freizuhalten, welches es ihm erlauben, auf vernünftigere Gedanken zu kommen. Beispielsweise auf den, dass es sinnvoll sein könnte, auf innere Distanz zu dem ganzen um ihn herum veranstalteten Affenzirkus zu gehen. Es kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, die Dinge gedanklich allein mit dem Statuswert zu verquicken, den sie dem eine Werbung Wahrnehmendem verheißen wollen! Und es kann erst recht nicht der Weisheit letzter Schluss sein, immer dem zu folgen, was einem auch ansonsten so vorgegeben wird - insbesondere von Politik und Medien. Wenn dort - wie in meiner Lieblingszeitung, der FAS - die Transzendentale Meditation in einer Glosse heruntergemacht wird - und dies auch noch auf der Titelseite -, dann sollte das kein Grund sein, dem Verfasser gedanklich zu folgen. Da dies aber ein vornehmlich zeitkritisch ausgerichteter Post/Tagebucheintrag sein soll, seien hier weitere Überlegungen in der zuletzt angesprochenen Richtung zurückgestellt.


j)
Fern davon, mich einem der unter k) erscheinenden Autotypen zurechnen zu müssen oder zu wollen, fahre ich, hochzufrieden wie nie zuvor in meiner mehr als 40jährigen Fahrkarriere, mit einem Go-Go-Mobil durch die Lande, das den Typbezeichnung "Colt" trägt: ein ein solches Fahrvergnügen hat mir selbst ein Mercedes 220 oder ein Opel Commodore - ein Kenner: der beste Wagen, den Opel je gebaut hat - nicht bieten können. Hätte ich schon in den 50er Jahren einen Führerschein besessen: Ich wäre vermutlich mit dem unter l) erscheinenden BMW 600 durch die Gegend gegondelt. Zu dem es in dem Presseartikel abschließend heißt: "Offenbar war der kleine Bayer mit seiner 'Zweckform' zu vernünftig für seine Zeit - und machte, nicht zuletzt wegen seiner Nähe zur Isetta, zu wenig her."


k)







































l)

Wenn etwas, wie zuvor bereits angesprochen, wenig hermacht, dann wird es nicht geschätzt: Aus dieser grundlegenden Fehlorientierung resultiert eine überhaupt nicht zu überschauende Fülle von Missverständnissen nicht nur unter den Zeitgenossen. Um es doch noch einmal anzusprechen: Man kann nicht damit angeben, wenn man zur Meditationspraxis gefunden hat: Die Sektgläser etwa auf einer Vorstandsparty würden vor Fassungslosigkeit zu Boden fallen, würde man auf ihr so etwas thematisieren: Wie gewohnt, bliebe auch bei dieser Gelegenheit das Mehr an Erfolgsmöglichkeiten auch beim wirtschaftlichen Agieren den Betreffenden verborgen. Und ganz generell die Möglichkeit, zu einem wirklich gehobenen Lebensgefühl zu gelangen.

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