15.05.07 eine Rundmail ein. Die sich im Weiteren liest wie folgt und um Material ebenfalls von Mitte 07 sowie um neuestes aus 08/08 ergänzt wird. Von Mitte 07 dürfte auch die Aufnahme des dritten Chores stammen, in dem ich sängerisch aktiv sein kann - hier als Linksaußen rechts von der Dirigentin stehend.
Adressat/en/innen
in Sachen
Singen,.....
..... angesprochen zuletzt unter dem Thema "Freiheit" (Mail vom 06.d.Mts., Stichwort "Soundtrack"). Ergänzt um einige Zeilen zum Thema 'persönliche gepflegte Sprache' - so, wie sie sich anderen mitteilt.
Da schlage ich doch die zweite Seite der FAS auf und wundere mich zunächst darüber, dass im Politikteil der Bericht eines Sohnes (Arno Geiger) über den Demenzzustand seines Vaters gebracht wird - und nicht im Teil Gesellschaft, wo ich ihn eigentlich erwartet hätte. Und dann gleich auch noch auf zwei Seiten. Im Laufe der Lektüre wurde mir allerdings immer deutlicher, wieso der dorthin platziert worden ist, und nicht irgendwo anders.
Hier lese ich dann: "Dort drüben, innerhalb der Grenzen seiner geistigen Verfassung, jenseits unserer auf Sachlichkeit und Zielstrebigkeit ausgelegten Gesellschaft, ist er noch immer ein beachtlicher Mensch, und wenn auch nicht nach allgemeinen Maßstäben vernünftig, so doch irgendwie brillant." Der Vater gebe Statements von sich wie "Es geschehen Zeichen, keine Wunder" oder etwa "Das Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter". Was vor allem auffalle, sei sein immer wieder geäußertes Bedürfnis, nach Hause zu gehen, welches wohl darauf zurückzuführen sei, dass er aufgrund seiner inneren Zerrüttung das Gefühl der Geborgenheit verloren habe. Er weigere sich immer wieder, sein Zuhause als solches anzuerkennen und es habe überhaupt keinen Sinn, ihn eines Besseren belehren zu wollen. Was allein helfe, sei das Singen. "Singen ist etwas Emotionales, ein Zuhause außerhalb der greibaren Welt". Demgemäß pflege der Vater sich denn auch beruhigt hinzulegen, wenn man mit ihm gemeinsam gesungen habe. Und zwar mit den Worten: "Man kann es hier schon aushalten. Es ist eigentlich ganz nett hier."
Da weiß ich dann auch, dass unser dritter Sohn, der - ausnahmsweise - hier wieder mal eine meiner Mails mitliest, als angehender Therapeut eine sehr schöne und verantwortungsvolle Aufgabe vor sich hat. Dass der Gesang - vor allem der in einem Chor - auch für die noch über ihre vollen Geisteskräfte verfügenden Zeitgenossen so etwas wie Heimat, ein Zuhause in einer Welt bietet, die gefühlsmäßig recht wenig in eben diesem Sinne zu bieten hat, ist eine Qualität, die über das Marktschreierische unserer Konsumgesellschaft leider allzusehr in den Hintergrund geraten ist. Aus dem sie aber hervorzuholen ist. Was ich mir unter anderem auch vorgenommen habe. Mit meinem Projektansatz "Performance & Chorus Promotion".
Nach dem Auftritt des "S BHW" anlässlich des sich zum 40. Mal jährenden Eröffnungstages des Bonhoeffer-Hauses fragte ich den alten Herrn Lobisch, der den Chor seit 39 Jahren dirigiert, ob ich denn wohl vor meiner Frau bestehen könne, die bei der Feier ihre Lauscher weit ausgefahren habe, um mitzubekommen, ob ich irgendwo mit meiner Stimme hervorträte. Er darauf: "Wir bekommen Sie schon hin!" Der Dirigent des zweiten der vier Chöre, in denen ich mitsinge, bei einer bestimmten Gelegenheit: "Da kann er aber auch einmal seine Stimmgewalt einsetzen."
Was ich damit sagen möchte: Ich verfüge über einiges an stimmlichem Potential - von meinem Gesangslehrer auch mal als "tierisch" bezeichnet -, würde mir aber wünschen, auch ansonsten recht gut vernommen zu werden. Rhetorisch bringe ich leider überhaupt nichts. Vor allem wohl deshalb, weil mir, hauptsächlich infolge allerschwerster Hirnverletzungen, der Faden unheimlich schnell abreißt. Dafür bin ich aber in der Lage, mich schriftlich so auszudrücken, dass da auch ein Element von "Sprachgewalt" mitschwingt. Der liebe Benny aus Hamburg vermeldet etwa - zu meiner Mail "Noch einmal in Sachen Kreuz" vom 13.d.Mts.: "Genervt und sehr sehr erfreut über Deine verständnisvolle Email". Oder Gottfried, seines Zeichens evangelischer Diplomtheologe und so etwas wie mein geistlicher Ziehvater - hier im Zusammenhang mit einer herauskopierten eMail zitiert - meint:
----- Original Message -----
From: Klaus Bickmann To: 0-alf Sent: Wednesday, November 29, 2006 2:52 PM Subject: Fw: "der gleichzeitig normale Mails wie ein Rezensent der Zeit oder FAZ schreibt, elaborierter Code hoch fünf".....
….. diese Feststellung habe ich direkt aus einer Zuschrift herauskopiert, die mich nach Versendung meiner diversen eMails erreichte. Die liebe Inge aus meiner Skatrunde würde, in gewohnt anzüglicher Art, bei so etwas fragen: „Kann man das auch essen?“, oder „Ist das mehr als A 14?“. Probleme bei dem Verständnis hätte sie aber allemal nicht. Warum ich dieses Zitat bringe? Weil ich mir absolut nicht sicher bin, wie die Ausführungen, die ich zu diesem oder jenem mache, denn in der Breite so ankommen. Ich erhalte zwar auch am Ort die mündliche Rückmeldung, dass man die Sachen recht interessant finde, oder, von einem meiner IT-Adjutanten die Nachricht, dass er immer aufmerksam mitlese, allerdings nicht dazu komme, auf sie näher einzugehen. Oder auch, vor einiger Zeit von einem promovierten PR-Agenten bei einer Bundesinstitution die Anregung, ich möge die werblichen Aussagen in Sachen Holzfeuerung vielleicht „an der einen oder anderen Stelle kürzen – aber bitte so, dass die Texte nicht an Kraft und Esprit verlieren“: trotzdem ist einfach ein gewisses Maß an Unsicherheit da, wie alles denn so aufgenommen wird. Darum möchte ich hiermit darum bitten, dass die-/derjenige, die/den die Themen, ihre stilistische Aufbereitung oder aber der bei ihnen jeweils vertretene Standpunkt nicht wirklich ansprechen, diesbezüglich Laut geben möge. Gegebenenfalls würde ich ihn dann unverzüglich aus der Verteilerliste für meine Rundschreiben herausnehmen. Ich meine, soviel Energieaufwand sollte schon sein. Da ich in absehbarer Zeit wohl einige hundert Adressaten mit dem mir wichtig Erscheinenden werde befassen können, ist mir an einer solchen Rückmeldung schon sehr gelegen – lässt sich doch so nach meiner Einschätzung sehr viel von dem Unmut vermeiden, der ansonsten aufkommen könnte. Außerdem möchte ich jedem die Mühe ersparen, die bei ihm eintreffenden Meldungen immer erst in den dafür erforderlichen 2 Schritten löschen zu müssen.
Bredenbeck , am 28.11.06
Grüezi wohl alle miteinand
Klaus Bickmann
Unter dem 12. des Monats habe ich über mich ausgesagt: "Als Gefühls- und Intuitionsmensch kann ich seit jüngster Zeit im 'Meer der Ruhe' baden, wie ich das Procedere jetzt zu bezeichnen pflege. Ich bade auch recht gerne im Fluss der Sprache - und bin froh über jeden Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, der mir in diesem Sinne unter die Augen gerät." Dieser Intuition, gepaart mit einer recht ordentlichen Portion Gefühl und Geschmack, habe ich mich eigentlich immer in allererster Linie überlassen.
Bevor der gute Benny anfängt, sich wegen der Länge auch dieser eMail die Haare zu raufen - die ja als relativ "kurz" angekündigt wurde, mache ich hier erst einmal einen Halt und verabschiede mich mit einem
Grüezi wohl alle miteinand Martin Cross
PS
1. Gestern Abend habe ich mal wieder den Kaninchenstall richtig gesäubert. Euren Augiasstall werde ich Euch auch noch ausmisten, das könnt Ihr mir glauben, Ihr Lieben. Ich kann zwar allenfalls mit einer "gesunden Halbbildung" aufwarten - bei besagtem Stall reicht es gerade mal dazu, dass ich ihn in Griechenland unterbringen kann -, das oben zuletzt angesprochene Wahrnehmungsvermögen kann die entsprechenden Defizite aber mehr als ausgleichen. Apropos Defizite: Zu fragen wäre etwa, wieviel Anteil die gesellschaftlichen Verhältnisse an der inneren Zerrüttung des eingangs beschriebenen Vaters haben.
2. Weniger wegen der Namensähnlichkeit als wegen der in den Aussagen steckenden Elemente hier noch folgender Zeitungsausschnitt:
r:
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