Donnerstag, 2. Oktober 2008

78 "Börsencrash und Bankenpleite - Wie sicher ist unser Geld noch?"

Der erste Cartoon - erschienen in der "Zeitschrift für kritische Christen" namens Publik-Forum - veranschaulicht den in der gestrigen Inquisitionsrunde bei Frank Plasberg ("Hart aber fair") angesprochenen "Hammersatz" von Barack Obama. Beinhaltend, dass die Wirtschaftsphilosophie falsch sei, die darauf abstelle, dass man es den Reichen möglichst gut gehen lassen müsse, damit für die Bedürftigen auch etwas abfiele und sie besser gestellt würden. Wow!!! - Der daneben positionierte Cartoon - veröffentlicht in derselben Ausgabe der o.a. Zeitschrift - wird im Weiteren auch noch zum Tragen kommen.
Auf der Website des WDR heißt es zu der Sendung weiter: "Jetzt musste die erste deutsche Privatbank mit dem Geld der Steuerzahler gerettet werden. Die Wut auf Manager und Politiker wächst. Und die Angst: Die Bürger fragen sich: Wie schützen wir das Ersparte, die Alterssicherung, den eigenen Wohlstand?"

Gäste in der Diskussionsrunde:

1. Heiner Geißler (CDU) - 2. Klaus Ernst (Die Linke) - 3. Max Otte (Wirtschaftsprofessor) - 4. Michael Rogowski (ehemaliger BDI-Chef ) - 5. Norbert Röttgen (CDU). Die Gäste werden hier nicht in der Reihenfolge genannt, wie sie bei www.hart-aber-fair.de erscheinen, sondern nach persönlichen Sympathiewerten und solchen geordnet, die sich für mich aus den jeweils vertretenen Positionen heraus ergeben.

Heiner Geißler nannte in der Diskussion die sachlich erhellendsten Zahlen. Zum Beispiel einen Betrag von 12 Billionen (Euro oder Dollar?), die vor langen Jahren (1929 oder 1959?) als Geldwert genau dem Wert der Güter etc. pp. entsprochen habe. Gegenwärtig stünden Güter und umlaufende Geldsumme in einem Verhältnis von 50 Billionen : 150 Billionen. Wobei die letztere Zahl sich auf 500 Billionen erhöhe, wenn man die spekulativen Gelder einberechne. Nicht so sicher bin ich mir, ob er es war, der die Rolle des Goldes als Wertbewahrungsmittel zur Sprache brachte. Welches in einer Menge von 160 000 Tonnen auf Vorrat liege und mit einer Menge von nochmals 90 000 Tonnen noch darauf warte, an die Erdoberfläche befördert zu werden.

Geradezu putzig war's, wie Norbert Röttgen und Michael Rogowski, unter dessen Ägide als Aufsichtsratvorsitzender bei der Industrie-Kreditbank (IKB) diese so an die Wand gefahren worden ist, dass 9 Milliarden Euro zur Behebung des Schadens lockergemacht werden mussten, wie also diese Herren nach einer Neuordnung des Kapitalmarktes riefen, dabei die jetzige Lage als Chance bezeichnend. Wieder so recht bezeichnend: dass dieser Ordnungsruf ausgerechnet von denen kam, die - zusammen mit den von ihnen unterstützten Parteien - ein möglichst großes Maß an Freiheit für den Markt eingefordert und pausenlos vom Gedeihlichen einer solchen an der Deregulierung orientierten Ordnung geschwärmt haben. Insgesamt erschienen ihre Postulate wenig glaubwürdig - ganz anders als bei Heiner Geißler, der es verstand, den Bezug zur Ebene der Ethik herzustellen, der gerade für das Agieren auf wirtschafltichem Terrain erforderlich sei.

Heiner Geißler war es auch, der den Fall NOKIA thematisierte - als Beispiel dafür, dass von der im Wirtschaftsgeschehen dominant gewordenen Seite der Banken eine besonders hohe Rendite eingefordert wird; die sich dann aber trotz gesunder Betriebsstruktur und schwarzer Zahlen nicht realisieren lässt. Die Höhe der geforderten Rendite: 25 % (in Worten: fünfundzwanzig Prozent!) Woraufhin die Firmenleitung sich gezwungen sieht, wegen der - noch! - geringeren Löhne in Südosteuropa die Produktion dorthin zu verlagern.

Gegen die ganz stimmig vorgetragenen und rein sachlich bleibenden Argumente von Klaus Ernst konnte Norbert Röttgen - als Angehöriger einer Partei, die sich vor allem die Interessenvertretung der Bessergestellten in diesem unserem Ländle auf die Fahne geschrieben hat - nur ins Feld führen, er versuche, die Situation in parteipolitischem Sinne auszuschlachten: hier aber käme es darauf an, dass den Bürgern geholfen werde. Wow!!! Welch weite Schau aus einem ansonsten immer mit Scheuklappen bestückten Sehwinkel heraus!

Max Otte konnte in der Diskussion einige Befunde zur Sprache bringen, die er in Sachen Kapitalmarktentwicklung schon vor zwei Jahren in seinem Buch "Der Crash kommt" erörtert hat. Eine hervorragende Rolle spielen dort die Zertifikate, die eine Wette auf einen Aufwärtstrend bestimmter Papiere an den Börsen beinhalte. In diesem Zusammenhang erwähnt insbesondere der DAX, vor dessen ausschließlicher Beachtung wohl auch ein Hilmar Kopper gewarnt haben muss. Wenn ich es recht memoriere, kam dabei auch eine Zahl von 400 000 solcher Zertifikate zur Sprache, welche sich auf dem entsprechenden, total unübersichtlich gewordenen Markt tummeln. Darunter auch ein von dem Mainzer Kardinal Lehmann aufgelegtes (sic?) Zertifikat, mit dem der Umbau des Mainzer Domes befördert werden soll. Dieses Projekt wurde von Heiner Geißler als wenigstens einigermaßen realitätsbezogen eingestuft - im Gegensatz zu den Phantasiegebilden, die ansonsten in der Szene vorzufinden seien.

Auch die Derivate wurden erörtert: vom Namen her stellen sie "abgeleitete Produkte" dar. Also als geldwert dargestellte Unterlagen, die in irgendeinen Zusammenhang mit einem Sachwert gebracht werden. Von berufener Seite seien die auch schon als "finanzielle Massenvernichtungswaffen" bezeichnet worden, hieß es in der Sendung. Und: Die Bankprodukte der verschiedensten Art seien völlig intransparent
; ihre Essenz verstünden, da vorwiegend Phantasiepapiere, eigentlich die aller-, allerwenigsten Banker.

Unter Einbeziehung eines, wie in der Sendung üblich, besonders Sachverständigen - hier ein Experte von der Zeitschrift Finanztest - wurde die für die Hypo Real Estate in Ansatz gebrachte Bürgschaftssumme mit 26,6 Milliarden Euro beziffert - der zuletzt von mir angegebene, aus ersten Pressemitteilungen entnommene Wert: 40 Milliarden Euro. Damit erreicht diese eine Höhe, welche dem Jahresetat von 4 (oder 5?) Ministerien im Bundeshaushalt gleichkommt.

Der von Heiner Geißler angesprochene Punkt 'Ethik' bringt mich auch hier wieder auf das Entscheidende: Eine solche Haltung stellt sich nicht einfach so ein - ebensowenig aber auch bei ganz massiver Anstrengung. Eine solche Haltung kann sich nur daraus ergeben, dass die Individuen - und diese in möglichst großer Zahl - dazu finden, sich regelmäßig auf ein Bewusstseinslevel des völligen Unaufgeregtseins zu begeben. So nach und nach ihr eigenes Bewusstsein reinigend - wie auch dazu beitragend, dass solches im Bewusstsein ihrer Raum- und Zeitgenossen geschieht. Was alles zur Folge hat, dass ein Bezug hin zur Transzendenz zustandekommt. Welcher wiederum das Potential hat, alle positiven Ansätze zu unterstützen. In der Weise, wie ich sie im Zusammenhang mit meinen Erfahrungen im örtlichen Stehcafé in dem hier abschließend gebrachten Post geschildert habe, und zwar in dem Absatz, welcher gleich hinter dem dort eingebrachten Post 68 erscheint:

72 Benedict XVI./1: Briefadressat - über den Privatsekretär, Georg Gänsewein: In Sachen Vorschreiben von Glaubensvorstellungen


PS: Wieder so recht passend zu dem, was in Sachen Fehlsteuerung des Marktes auszführen ich mich bemüht habe, finde ich soeben - um 21.00 h am Freitag, dem 03.10. - in der von meiner Tochter aus Berlin mitgebrachten BZ vor allem den nebenstehenden Kommentar zum Vorgang HRE. Welcher erhellt, dass der überhaupt erst dazu werden konnte, weil der Schneeball 'Nicht zu bedienende Zinsen' durch den Staat über die Gewährung von Steuervorteilen so in Bewegung gesetzt wurde, dass er sich zu einer Lawine auswachsen musste.

Das abschließende Statement in dem Artikel "FDP wirft Steinbrück Versagen vor" - vom Scanner nicht mehr erfasst - lautet: "Aber er fügte hinzu, die Frage, ob es langfristig zu einer 'geordneten Abwicklung' der HRE kommen werde, liege nicht in der Verantwortung der Bundesregierung, sondern der Privatbanken: 'Die geben die Kredite und nicht wir' ". Was für mich beinhaltet, dass man auch hier wieder herumzueiern beliebt - denn: Es pfeifen ja mittlerweile selbst die Spatzen von den Dächern, dass die Banken einander nicht mehr grün sind und es gerade in puncto Vertrauen in die jeweils andere gewaltig hapert. Was eben auch beinhaltet, dass man bei den Privatbanken wenig geneigt sein wird, mit den in dem Artikel angesprochenen 35 Milliarden Euro in Vorlage zu treten.
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1 Kommentar:

Martin Hark hat gesagt…

Grundsätzlich stellt ein gesunder Rückgang wieder die Grundlage für den nächsten Anstieg dar. In den meisten Fällen fällt der Rückgang wesentlich stärker und schneller aus als gedacht. Diese Ursache / der Ablauf für das sogenannte „Platzen von Blasen“ ist sicherlich in der Psyche des Menschen der Marktakteure zu finden. Eine Kurskorrektur ist an den Börsen Gang und Gebe. Es wird diese sicherlich auch in Zukunft geben. Das Ausmaß der Korrektur ist wiederrum stark vom Ausmaß des vorhergehenden Anstieges abhängig. Desto höher etwas steigt, desto tiefer kann es auch fallen. Ein gesunder Markt / Börse besteht aus Auf- und Abwärtsbewegungen!