Freitag, 8. Januar 2010

542 Angebote aus der Medien- wie der Warenwelt mit einem größeren Anspruch auf Wertigkeit und Nachhaltigkeit.

----- Original Message -----


To: Infozirkel
Sent: Saturday, January 13, 2007 10:42 PM
Subject: Apropos "Sinnfindung" (Mail vom 11.d.Mts.): Hier ist wohl auch der Hinweis auf das Kabarett angezeigt, etwa mit dem Zitat: "Kein anderer....

… Kabarettist lässt Spaß und Ernst vor den Augen der Zuschauer so verschwimmen wie Georg Schramm. Und niemand im deutschen Kabarett setzt so konsequent auf die emotionale Ausdruckskraft seiner Figuren und ihre unfreiwillig schreckliche Komik. Der ‚beste Schauspieler in diesem Genre’ (Hamburger Abendblatt) seziert mit seinen entlarvenden Charakterstudien den deutschen Volkskörper und holt weit weg geglaubte politische Inhalte mitten ins alltägliche Leben, ins Private eines jeden Zuschauers. Und diese werden auch in seinem neuen Programm am Ende nicht genau wissen, warum sie derart lachen mussten. Sicher ist nur: Sie werden lachen. Noch auf dem Heimweg, kopfschüttelnd.“ – Auf diese Textpassage stoße ich bei der Rubrik ‚Kabarett’, und dort wieder bei dem für die Zeit 1.-10.2.07 angekündigten „MotzArt-Festival 2007“, das in Salzburg stattfinden soll.

In einer Nachtsendung wurde unlängst einmal kurz die Rolle angesprochen, die Dieter Hildebrandt im Rahmen des Gemeinwesens gespielt habe – und dazu ausdrücklich von einem ehemaligen DDR-Kabarettisten festgestellt, dass er es gewesen sei, der unsere Landeshälfte überhaupt für ihn interessant gemacht habe. Kurz gesagt: Ohne Hildebrandt ein für die Umwelt wesentlich unattraktiveres Deutschland. Man mag zu einem solchen Statement stehen wie man will: die Nachhaltigkeit kabarettistischer Einlagen wird vermutlich kaum jemand so recht in Abrede stellen wollen. Einige Kostproben kann man sich ja – bei hinreichender technischer Ausstattung dafür – via Video unter www.3Sat.de/delta zu Gemüte führen. Da wird etwa von dem Österreicher Alfred Dorfer schlankweg behauptet resp. in den Raum gestellt, der Deutsche „gehe zur Schule“, während der Österreicher „in die Schule gehe“. Worin vielleicht schon ein Erklärungsmoment für manches liege, was hierzulande beklagt werde, die Gemüter noch mehr niederdrückend.

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Apropos Gemüt: Das wird jedes Jahr wieder neu, und gerade erst mal wieder, auf Kaufen und Wegwerfen, Kaufen und Wegwerfen, Kaufen …………. eingestimmt. Von Leuten, die für allen möglichen Schnickschnack die Werbetrommel rühren, die einem Status versprechen, den Neid der Nachbarn, die Steigerung des persönlichen Wohlbefindens, Glückseligkeit unterm Tannenbaum …….und, und, und. Wer sich von dergleichen einfangen lässt, ist im Grunde eigentlich zu bedauern. Weil er bei dem ganzen Beschaffungskalkül und –rummel gar nicht dazu kommt, zu überlegen, was er denn nun wirklich braucht. Oder was bei ihm oder anderen wirklich Befriedigung stiftet. Etwas, das im Extremfall schon dahin tendiert, die „Befriedigungsstrecke“ bis fast zum Geht-nicht-Mehr zu verlängern.

Ich will’s am Beispiel unseres SUZUKI Swift, Bj. 1994, verdeutlichen: Mit seinen drei Zylinderchen (1000 ccm) und mickrigen 55 PS hatte der, gerade erst nur wegen eines extrem guten Neuwagenangebotes aufgegeben, ein unwahrscheinliches Durchzugsvermögen. Wenn ich richtig gewollt hätte, hätte ich so manchen PS-stärkeren Wagen hinter mir lassen können – vornehmlich wohl wegen des relativ geringeren Wagengewichts. Ich habe nie so ein agiles, wendiges und dazu noch von seiner Straßenlage her ebenfalls zufrieden stellendes Auto gefahren. Da konnte kein Opel Commodore, kein 6-Zylinder Ford, kein Mercedes, kein Autobianchi, kein VW – und wie die Fabrikate in meiner Fahrerkarriere alle hießen, mithalten. Aber der Verkäufer des Neuwagens, eines MITSUBISHI Colt (1100 ccm) hatte Recht, als er meinte, der werde das Fahrvergnügen mit dem aufgegebenen Fahrzeug wohl noch toppen.

Über 13 Jahre hinweg hat der Fahrspaß mit dem kleinen Vehikel also angehalten. Beim TÜV ist es jedes Mal unbeanstandet durchgekommen – ohne sonderlich für die Abnahme präpariert worden zu sein. Und ich resp. wir haben uns zu keinem Zeitpunkt gehalten gesehen, uns ein anderes Fahrzeug zuzulegen. Wenn Gott will und die Technik solange mitspielt, werden es bei dem Colt mindestens so viele Jahre werden. Mit anderen Worten: Man kann sich wirklich völlig frei machen von all dem, was einem in der Werbung und anderswo alles so vorgegaukelt oder möglichst mundgerecht serviert wird.

In Kürze gibt es die Möglichkeit, mal unter www.pechPRO.net nachzuschauen, wie bei uns über mehr als 30 Jahre hinweg der alternative Zugang auf die Warenwelt und anderes mehr ausgesehen hat, wie wir uns in ihr eingerichtet haben. Im Ordner E = „Preservation Campaign“ (02.0 – 02.5) finden sich in drei Durchgängen unter der Einleitung „Wir sind oder machen es ein wenig anders als die allermeisten, indem wir (/uns)… a), b), c)…..z) die Verhaltensweisen und Gegebenheiten aufgelistet, die mit gutem Recht für sich beanspruchen können, unter die folgende Überschrift gestellt zu werden: „Familienchronik einmal anders – oder: Plädoyer für einen einfachen Lebensstil“.

Alles, was meine Frau und ich uns angeschafft haben, von den Wand- und Bodenfliesen über die Kaminstühle im Wohnzimmer – anstelle schwerer Sitzgarnituren – oder etwa die Computer: alles hatte zum Zeitpunkt der Beschaffung für uns seine ganz besondere Attraktion und Wertigkeit – und hat sie bis heute behalten. Schnickschnack hat es nie gegeben, und das wird auch so bleiben. Da mag manch einer grummeln: „So kann aber die deutsche Wirtschaft überhaupt nicht in die Gänge kommen“.

Darin kann ich allerdings kein für mich verbindliches Argument entdecken – kommt doch hier ein ganz wesentliches Moment hinein: das Befriedigungsmoment nämlich, welches mit solch „nachhaltigem Konsum und Komfortverlangen“ verbunden ist. Und ist für unsereiner besagtes Argument doch mehr in dem Bereich ‚pseudorationales Kalkül’ angesiedelt – u. a. wegen der mit ungebremstem Konsum verbundenen Umweltbeeinträchtigungen. Das, was bei Anschaffungen, aber auch in der politischen Szene zählt, ist, was im Endeffekt ein Gegenstand oder Parteiprogramm an echten Befriedigungswerten hergibt – und nicht das, was einem die Werbestrategen unterschiedlichster Couleur so alles in Aussicht stellen.

In diesem Sinne:

Grüezi wohl alle mitanand

Klaus Bickmann

PS: Sie, verehrte Mitleser/innen, mögen – wie der Kabarettist Georg Schramm – immer denn mal wieder den Versuch machen, das für sich selbst auszuloten, was denn nun wirklich W E S E N T L I C H für sie – und andere – ist. Sei dies nun bei einer Fernsehsendung oder beim Kauf eines simplen Gebrauchs-/Einrichtungsgegenstands. Vielleicht versucht wenigstens der eine oder andere mal gelegentlich, sich beispielsweise nicht vom Kaufanreiz oder Überlegenheitscredo stimulieren oder von Schrottsendungen einlullen zu lassen – so auch dazu beitragend, dass weder ein zweiter Adolf noch ein Georg Schramm die Basis findet, auf der er zum Zuge kommen kann/muss.


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