Montag, 22. September 2008

73 Ein Ausflug - und die auch bei ihm sich eröffnenden Perspektiven










Da sind wir also zurück von unserer einwöchigen Fahrradtour. Bei der wir uns von ähnlich starken Seilen getragen erleben durften, wie sie vorstehend im ersten Bild erscheinen - resp. das Grundvertrauen gerechtfertigt fanden, welches sich in den folgenden Zeilen von Paul Gerhard ausdrückt.

Die Exkursion führte uns bis nach Nordwest-Mecklenburg, von Jugendherberge zu Jugendherberge. Erst die von Hankensbüttel, dann die von Hitzacker, Schwerin, Beckerwitz und schließlich Mölln. In welchen wir immer die einzigen Radwanderer waren, wie sich anhand der leeren Fahrradkeller ganz leicht feststellen ließ. Unsere Tagesleistung: im Durchschnitt 75 Kilometer.

Die in weitesten Teilen für meine liebe Frau und mich wunderschönen Strecken - vor allem die oft kilometerlangen Alleen haben es uns angetan - konnten an regenfreien Tagen zurückgelegt werden. Obwohl zumindest für die Anfangszeit ausdrücklich Regen angesagt worden war. Uns erging es da nicht anders als bei unserer Radtour durch Thüringen und Sachsen-Anhalt im letzten Jahr: dabei hatte es während der Zugfahrt nach Hof (Bayern) mächtig geschüttet und hatte in den Folgetagen ein mit dräuenden Wolken verhangener Himmel uns zumeist Regen signalisiert - ohne dass es aber auch nur zu einem leichten Plätschern gekommen wäre. Womit ich beim Thema wäre: der Unterstützung aus dem in den beiden letzten Posts angesprochenen "Feld aller Möglichkeiten" heraus. Die, gewissermaßen naturgesetzlich sich ergebend, offenkundig auf den allermeisten Aktionsfeldern einstellt, wenn man sich denn in rechter Weise auf die Transzendenz eingestellt, auf sie eingelassen hat. Dies kann ich insbesondere insofern recht gut resümieren, als ich zuvor, in über 60 Jahren, immer wieder, bei Unfällen und anderen Missgeschicken, gerade auch auf beruflichem Terrain, überwiegend Gegenwind habe erleben müssen. Bezeichnenderweise wehte auf unserer Hinfahrt zur Küste auch nicht das leiseste Windchen - die Rotoren der Windräder standen überwiegend still -, während uns auf der Richtung Binnenland gehenden Fahrtstrecke ein kräftiger Rückenwind das Pedaltreten außerordentlich erleichterte.

Es ist schon erstaunlich, was sich so alles tut, wenn man denn in den Bereich der absoluten mentalen Stille hineingefunden hat. Selbst bei ganz banal erscheinenden Anlässen wie der Parkplatzsuche. Auf die ich hier, abschweifend von der Urlaubsgeschichte, anhand dreier für mich ganz signifikanter Beispiele zu sprechen kommen möchte - angefangen bei dem jüngsten Fall.

Ich hatte, des auf einer ganz langen Strecke der Hohenzollernstraße in Hannover einzigen freien Parkplatzes gewahr geworden, den mit meinem Pkw so unglücklich angesteuert, dass ich wegen des zu schlagenden Bogens einfach nicht zurandekommen konnte: ein weiteres Einschlagen hätte nichts gebracht - und ansetzen zu einem weiteren Einfahrbogen konnte ich wegen des von hinten kommenden Verkehrs einfach nicht. Nach ungefähr 5minütiger Wartezeit dann den entsprechenden Versuch aufgegeben und losgefahren, um, nach einem Wendemanöver, besser in die Parklücke einfahren zu können. Pustekuchen: der Platz war prompt von einem anderen Verkehrsteilnehmer in Beschlag genommen worden. Was sich dann tat, war wieder mal für mich bezeichnend: Ausgerechnet vor dem Haus der Fortbildung, dem Ort, an dem ich mich mit meinen Sangesbrüdern vom Silcherbund zur gemeinsamen Übungsstunde treffen wollte, direkt vor ihm, blinkte, als ich dort in der Warteschlange vor einer Ampel stand, ein Mercedes. Der sich prompt darauf in den wieder fließenden Verkehr einordnen konnte, somit den für meinen weit weniger ausladenden Colt benötigten Platz freigebend.

Oder - kürzer dargestellt an Parkplatznöten vor ebenfalls auf kulturellem Terrain angesiedelten Veranstaltungen: a) dem Auftritt des bezeichneten Chores in der Pauluskirche zu Hannover, und b) dem Auftritt eines Laienorchesters in der Gehrdener Stadthalle. Ad a): Auf den Straßen rund um die Kirche - kein einziger Parkplatz. Aber auf dem außerordentlich breiten Bürgersteig vor ihr sich bietenden Platz noch eine einzige Stellmöglichkeit - und die in unmittelbarer Nähe des Kircheingangs. Ad b): Dito - bei ca. 90 belegten Parkplätzen in der Umgebung der Halle.

Dass etwas gerade noch so recht passen will resp. ungewöhnlich günstig gelegen ist, diese Erfahrung darf ich in den letzten beiden Jahren immer wieder machen. Ein Sohn, gerade in Schwerin an dem von ihm ausgesuchten Praktikumsplatz angetreten - die Tour wurde hauptsächlich veranstaltet, um ihn bei der Gelegenheit dort aufsuchen zu können -, hatte ihn ausgerechnet so gewählt, dass er unmittelbar an der Straße lag, welche wir in der wegen der zig Seen recht weitläufigen, wohl so um die 100 000 Einwohner zählenden Stadt befahren mussten, um auf den Weg nach Beckerwitz zu gelangen, unserem nächsten Zielort.

Und - wieder etwas ausführlicher dargestellt: die Geschichte unserer Überfahrt über den Ratzeburger See. Zu der es kommen sollte, weil ich meinte, sie meiner Holden als kleines Highlight anempfehlen zu können. Auf der Karte: Null Auskunft über den Startpunkt. Den dann durch Nachfragen erfahren. Im weiteren Verlauf der Anfahrt uns durch mehrmaliges Nachfragen weiterhangeln können. Über eine längere Strecke sogar von einem Radsportler begleitet worden. Der eigens zu unserer Unterstützung von sich aus eine Kehrtwendung nahm, um uns zu einem Abzweig zu geleiten, an dem wir infolge Ortsunkenntnis und mangelnder Aussagekraft der Karte auf jeden Fall vorbeigefahren wären.

Aber damit war das Problem der Wegfindung ja immer noch nicht gelöst. An anderer Stelle erhob sich die Frage, ob wir dem Rat eines Ehepaares folgen sollten - oder aber dem eines irgendwie dazugekommenen Radfahrers, der uns einen in einem Winkel von etwa 90° zu der zunächst gewiesenen Asphaltstrecke liegenden Feldweg empfahl. Wir entschieden uns für den Letzteren. Mit dem Ergebnis, dass wir gerade noch soeben über die Rampe auf die Fähre <<Heinrich der Löwe>> gelangen konnten - eine Minute vor Abfahrt des Schiffes!!! Man kann es sich regelrecht auf der Zunge zergehen lassen: An allen Stationen zuvor - einschließlich der ausgiebigen Mahlzeit in dem kleinen Lützdorf - wo sich aber ein ganz hervorragendes Restaurant finden lassen sollte! - wie auch bei der Erkundigungstournee wurde immer gerade soviel Zeit eingespart, dass es im Endeffekt zu dieser Überfahrt kommen konnte. Die für uns um ein Haar ins Wasser gefallen wäre, weil das Schiff nur alle zwei Stunden ablegte.

Solches Erleben von Passgenauigkeiten und Unterstützungsmomenten kann einen denn doch schon irgendwie seltsam anmuten - wenn man denn nicht gelernt hat, sich mehr oder weniger darauf einzurichten.

PS1: Der Blick aus meinem Infolabor auf das gegenüberliegende Nachbarhaus verrät mir, dass es recht ordentlich regnet. Und meine Frau mir dazu, dass es wohl in den nächsten drei Tagen dabei bleiben werde.|||Einige Zeit später rückblickend betrachtet: Es wurde ein gar garstiges Wetter.

PS2: In der Sendung "Kulturzeit" (3Sat) wurde der Philosoph Peter Vollbrecht vorgestellt, der anstelle des weithin gepflegten "Gereistwerdens" die Reise hinein ins Innere empfahl. Welche sich auf einer solchen Tour, wie wir sie absolvieren konnten, auf jeden Fall leichter verwirklichen lässt als eine von vorne bis hinten durchgeplante und durchorganisierte.
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