Donnerstag, 14. Februar 2008

07 Wider das Unmaß an Ideologie

Martin cross Bredenbeck*, den 14.02.08
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Adressat/en/innen
in Sachen
Transzendenzerfahrung vs. Außenlenkung

Nehmen wir einmal das Wort "IST" als Akronym, also als Kunstwort mit den Anfangsbuchstaben anderer Worte, dann lässt sich daraus ein I deologie, S tars, T innef lesen. Die so etwas sind wie die heiligen Kühe, wenn nicht gar heilige Dreifaltigkeit auch des Zeitgenossen.

Jeder wird sich gewiss dagegen verwahren wollen, dass man ihm unterstellt, er ließe sich von außen lenken: bei etwas kritischerer Signalwahrnehmung von außen und entsprechender Innenschau müsste es dem nicht total Verschlossenen allerdings aufgehen, dass dieses tatsächlich der Fall ist. Dass er sich, eigentlich völlig unnötig, an etwas orientiert und mit etwas seine Kanäle - nicht nur die Fernsehkanäle! - zustopfen lässt, was absolut nicht geeignet ist, Zufriedenheit und - aus ihr heraus - auch ein größeres Maß an Standfestigkeit zu entwickeln. Gerade die Unzufriedenheit ist es nämlich, die permanent instrumentalisiert wird, um eigenen Interessen zum Durchbruch zu verhelfen. Und sei es bei der Wahl.

Standfestigkeit wird gerade in der und durch die Ideologie gesucht. Ich denke da etwa an den Teil der Generation der Achtundsechsziger, der meinte, mit dem Einbimsen von Marx´- und Engel´schen Einsichten die Welt in den Griff bekommen und die Verhältnisse ändern zu können. Ideologie gibt es aber nicht minder vor allem in der katholischen Kirche: Da wird ein bestimmtes gedankliches Konstrukt hergenommen und als verbindlich für alle Welt erklärt. Da geht es dann eigentlich auch vorwiegend darum, seine Position argumentativ zu behaupten. Notfalls mit einem Totschlagargument, welches es erlaubt, den Andersorientierten außer Gefecht zu setzen - zumindest aber in der Debatte mithilfe der entwickelten Logik die Oberhand zu behalten. Oberhand behalten dabei selbstverständlich vor allem und allen die Oberhirten, etwa mit einem "Roma locuta, causa finita", also: Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt und abgetan. Dass die Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz auf jemanden gefallen ist, der in seiner Argumentation einen weniger harten Stil pflegt und auf einen stärkeren Konsens abstellt, kann unter den Verhältnissen, wie sie nun einmal sind, nur begrüßt werden.

Dass bei soviel Außenlenkung ein aus echter Überzeugung heraus erfolgendes Mittun etwa auch in unserer Demokratie gar nicht so wie wünschenswert möglich ist - weil im Grunde jeder gegen das ihm zugemutete Maß an Außenlenkung aufbegehrt, beide Momente allerdings nicht wahrnimmt: daran ändert etwa auch der Name "Freidemokraten" nichts. Die vorgeben, in Sachen Freiheit unterwegs zu sein, mit ihrem Programm allerdings vornehmlich den Wirtschaftsgiganten und -profiteuren zuarbeiten, ihnen im Endeffekt zu noch mehr Freiheiten verhelfend. Damit aber zulassend, dass die Gestaltungsmöglichkeiten des Normalbürgers auch in den ihm verbleibenden Freiräumen noch weiter eingeschränkt wird.

Das Maß an Außenlenkung, welchem die Allermeisten sich auszusetzen belieben, ist einfach zu exorbitant, um nicht länger bei ihm zu verweilen. Wenn Sie denn, werte/r Mitleser/in, Laune haben, gedanklich mitzugehen. Und nicht dem Irrtum erliegen, etwas, das Sie weiterführt, könne nur von einem großen Star in der Kirchen-, Publikations- oder Werweißichwas-Szene kommen.
Grüezi wohl alle miteinand Martin Cross
PS: Da eingangs gebrachte Bildmotiv - vielleicht sieht sich der/die eine oder andere ja an die Aussage erinnert, "Du bist Petrus, der Fels,....." - hält eine Fjordlandschaft fest. Wenn ich in diesem Zusammenhang auf Petrus zu sprechen komme, dann deshalb, weil es auch - oder vielmehr gerade in der mit ihm ansetzenden Traditionslinie - allzusehr bei Vorgaben verblieben ist, die, nicht abgestützt durch die eigene Erfahrung, immer nur nachgebetet, so gut wie nie aber in ihrer vollen Tragweite erfasst werden. Beispielsweise das Wort Jesu von dem kommenden Himmelreich. Es ist alles in uns angelegt - nur: keiner schaut so richtig hin. Insbesondere auch in der katholischen Kirche wird einem Programm mit seinen Lehrsätzen einfach zuviel Gewicht zugemessen. Fruchtbringender wäre es, sie würde - wie etwa bei den Taizé-Andachten - den Menschen vermehrt zu dem von mir immer denn mal wieder angesprochenen Bad im "Meer der Ruhe" verhelfen, mit welchem ich meine, auch ein stärkeres Gegründetsein der Anschauung assoziieren zu dürfen. Ich würde mir - und Ihnen, werte/r Mitleser/in - wünschen, dass sich zunehmend mehr Menschen so wie im Bild auf einem solchen Felsen bewegen.

*A. Frhr. Knigge

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