Mittwoch, 5. November 2014

2407 Der Politjunkie und die Stille: Er gehörte zur Bundesregierung. Er war süchtig nach Politik. Dann begann er zu meditieren. Da war der Schritt vom Staatssekretär zum Landpfarrer nicht weit, wie in einer älteren Ausgabe von Publik-Forum über diesen zu lesen ist.

 
Der jetzt 55-Jährige in der Uckermark als Landpfarrer tätige Ulrich Kasparick, zuvor zwanzig Jahre in der SPD als Staatssekretär voll im politischen Geschäft, gehörte, wie die für das genannte Presseorgan schreibende Autorin Eva Baumann-Lerch zu berichten weiß," zu den jungen evangelischen Theologen aus Ostdeutschland, die mit Kerzen, Protesten und Montagsgebeten den Fall der Mauer bewirkten". Als ehemaliger Jugendpfarrer von Jena baute er laut Textinfo nach der Wende die Friedrich-Ebert-Stiftung in den neuen Ländern auf. Außerdem kämpfte er für die Ansiedlung von Forschungsinstituten in Ostdeutschland, engagierte sich auf internationalem Parkett für eine klimaverträgliche Entwicklung der Megastädte und wagte es sogar, sich mit seinem Chef, dem Bundeskanzler Gerhard Schröder in der Frage des Bundeswehreinsatzes auf dem Balkan anzulegen. Trotz allen Ansehens und allen Einflusses, die er durch diese zahlreichen Aktivitäten gewann, war er mit seinem Leben unzufrieden. In dem Gespräch mit der ihn besuchenden Journalisten sagt er über seinen Wirkungskreis: da "hatte ich oft das Gefähl, das Leben zerrinne mir zwischen den Fingern wie Sand". Was die Autorin im Folgenden festhält, verdient es, in seiner ganzen Länge zitiert zu werden.


"Er will sagen, warum er ausgestiegen ist. Er will erzählen, wie die Politik ihn süchtig gemacht hat. Wie die Mechanismen der Macht die Funktionäre verändern und ihnen die Ruhe rauben, die sie für ihre Entscheidungen doch dringend nötig hätten. 'Die Welt der Berliner Politik ist eine sehr vorläufige Welt voll sinnfreier Rituale' , meint Kasparick. In den politischen Strukturen dort gehe es weniger um sinnvolle und nachhaltige Gestaltung der Gesellschaft als um Machterhalt und mediale Wirkung. 'Das fängt schon damit an, dass jeder Vorschlag der Opposition unbesehen abgeschmettert wird - ob er nun gut ist oder nicht.' Unter dem wachsenden Druck der schnellen Medien müssten Politiker ständig Positionen verfechten, die nicht ernsthaft durchdacht seien. Zeit zum Abwägen, Übeschlafen, Nachdenken und Ausdiskutieren gebe es nicht." 


Eva Baumann-Lerch schreibt weiter: "Selbst die Ministerien innerhalb der Bundesregierung konkurrieren tagein, tagaus um die Wahrnehmung in den Medien. 'Solange Tempo, übereilte Entscheidungen und Misstrauen angesichts neuer Kommunikationsmöglichkeiten wachsen, wächst auch die Skepsis, ob die Politik wirklich noch angemessen auf die Herausforderungen reagieren kann, vor denen sie steht.'" Entnommen sind diese Zeilen dem Buch "Notbremse. Ein Politjunkie entdeckt die Stille". Mit der hat es der hier schreibende Martin Cross zwar nicht genauso wie der muslimische Mystiker Rumi - in der dritten Textspalte der Seite 16 ist mehr über ihn nachzulesen -, aber zumindest in Ansätzen. 


"Silence is the language of god" : diese Aussage des genannten Mystikers ist es, die es dem Blogger Martin Cross besonders angetan hat. Weshalb er sie denn auch in den vor jetzt etwas mehr als zweieinhalb Jahren von ihm verfassten Eintrag 1713 übernommen hat:

Freitag, 25. Mai 2012


1713 "Silence is the language of god, all else is poor translation": Diese Aussage des persischen Theologen, Juristen und Poeten Rumi steht im Zentrum auch der Glaubenserfahrungen des Bloggers. 


Dieser Blogger darf allmorgendlich erfahren, was es mit dem folgenden Statement von Pfarrer Ulrich Kasparick auf sich hat: "Wenn man in die Stille geht, kann man seine Sinne wieder schärfen und empfindsam werden. ... Der Weg dahin ist nicht einfach. Man muss dem Kranken zunächst die Droge entziehen: keine Geräusche menschlicher Aktivität mehr, kein Handy, kein Laptop, kein Radio, kein TV - nur noch Stille. Denn dann können die Sinne wieder allmählich schärfer werden für das, was wirklich ist."

Das, was wirklich ist, wird in dem hier folgend präsentierten SPIRITletter 2162 in einer ersten Annäherung so festgehalten: " Alles Sichtbare und alles, was gedanklich erfasst werden kann, ist begrenzt. Alles Begrenzte ist endlich. Alles Endliche ist differenziert. In der Kabbala wird das Grenzenlose Ain Soph genannt, das Unendliche. Es ist völlige Undifferenziertheit in Vollendung, unveränderliche Einheit. Da es grenzenlos ist, gibt es nichts außerhalb von ihm."

2162


Alles Sichtbare und alles, was gedanklich erfasst werden kann, ist begrenzt.
Alles Begrenzte ist endlich. Alles Endliche ist differenziert.
In der Kabbala wird das Grenzenlose Ain Soph genannt, das Unendliche. Es ist völlige Undifferenziertheit in Vollendung, unveränderliche Einheit. Da es grenzenlos ist, gibt es nichts außerhalb von ihm. Da es sich selbst transzendiert und verhüllt, ist es die Essenz von allem Verborgenen und allem Offenbarten. Da es verhüllt ist, ist es die Wurzel des Glaubens und die Wurzel der Herausforderung zu einem personalen Gottesglauben.
Wie geschrieben steht: »Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.« (Habakuk 2,4)
Ain Soph entströmen die zehn Sephirot. Sie stellen den Prozess dar, durch den alle Dinge Leben gewinnen und vergehen. Sie erfüllen alle existenten Dinge, die in Zahlen ausgedrückt werden können, mit Energie. Da alle Dinge durch die Sephirot entstehen, unterscheiden sie sich voneinander; und doch entstammen alle derselben Wurzel.
Alles kommt von Ain Soph, alles fließt zurück zu Ain Soph – es gibt nichts außerhalb von Ain Soph.
© Yuval Lapide
Aus: »Das Herz der Kabbala«, O. W. Barth-Verlag,
mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autor

06. November 2014












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