Donnerstag, 13. März 2014

2346 Wie war das doch noch Anfang der 60er Jahre, als seine Tätigkeit als Hilfsschlosser bei einem Kessel- und Rohrleitungsbauer ihm viele interessante Aufgaben bot - beispielsweise das Arbeiten in luftiger Höhe bei der HOAG? Martin Cross erinnert sich/3.

Bei der heute im ZEITMAGAZIN erschienenen Aufnahme des Kraftwerks Hamborn sieht der hiermit seine Erinnerungsaufzeichnungen Fortführende sich an seine Tätigkeit bei der Firma Jakobs erinnert. 

Jakobs & Co. GmbH Rohrleitungsbau in Oberhausen Buschhausen

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GmbH Rohrleitungsbau, Bachstrasse 51 in Oberhausen Buschhausen, ... Schreiben Sie die erste Bewertung zu Jakobs & Co. ... Ähnliche Firmen in der Nähe.
Bei der er, abweichend von seiner gewohnten Tätigkeit in der Werkhalle, auch zweimal mit den Arbeitern der Firma mit auf Montage war. Das erste Mal mit den Eisenflechtern, die bei der hier im Titel genannten Firma in einer riesigen, tiefen Grube die Vorbereitungsarbeiten für den Untergrund-Betonguss durchführten, indem sie die dafür erforderlichen Gittergeflechte verrödelten - ein Begriff, der dem damals als Teenie auf die Baustelle gekommenen Schüler noch absolut fremd war. Das zweite Mal mit den Monteuren, die bei ebendieser Firma auf genau solchen Röhren herumturnen mussten, wie sie sich hier im Bild festgehalten finden.

Da hieß es, nicht nur das Gleichgewicht zu wahren, sondern  auch noch einen schweren Apparat mitzuschleppen, mit dem die Schweißnähte geröntgt werden konnten. Das Stahlseil, das an ein paar Flacheisen angeschweißt war, die wiederum mit der dicken Röhre in gleichen Weise befestigt waren, konnte nicht mehr, als der Beruhigung dienen: Wer es anfasste, wusste, dass es eigentlich nur eine Attrappe war und ein Fehltritt unweigerlich zu einem Sturz in die Tiefe führen würde. In ca. elf bis zwölf Metern Höhe wahrlich kein gutes Gefühl! Von daher war der junge Hilfsschlosser recht froh darüber, dass ihn der Meister - der Name liegt ihm noch auf der Zunge, will aber nicht von ihr herunter - ihn nicht noch ein weiteres Mal auf Montage schickte.

So konnte er das Zusammensein mit der Belegschaft in dem großen Pausenraum genießen, wo es mal mit diesem, mal mit jenem einen Schnack gab, und es irgendwie gemütlich war, wenn an allen Tischen die großen BILD-Blätter rauschten und ein leises Gemurmel den Raum erfüllte. Wenn dann das Pausenzeichen aus der Werkhalle ertönte, hatte es mit dieser Herrlichkeit ein Ende: der sie in Längsrichtung durchfahrende Kran, dessen "Katze" die verschiedenen Arbeitsstationen in ihr mit dem dort benötigten Material bediente, vor allem aber die verschiedenen Pressen und die mächtige Eisensäge, die mit ihrem im Durchmesser etwa zwei Meter großen und um die zehn Zentimeter dicken Sägeblatt die Flacheisen und dieDoppel-T-Träger  
- auch Peiner genannt - durchtrennte, warteten darauf, bedient zu werden.

Außer an die Pressen durfte der junge Hilfsschlosser an alle Gerätschaften heran - bis auf die Schweißerarmatur, deren Bediener bei der Firma Jakobs Anfang der 60er genau 8 DM verdienten - den damaligen Spitzenlohn dort. Gemessen an ihm nahmen sich die drei Mark fünfzig nicht schlecht aus, die ihr junger "Kollege" als Stundenlohn mit nach Hause nehmen konnte. Da kamen bei der  dreiwöchigen Arbeitszeit immerhin zwischen 600 und 800 DM zusammen - je nachdem, ob an den Wochenenden Überstunden geschoben wurden oder nicht. Für einen Ungelernten hatte der Meister offensichtlich einiges übrig, weil der sich nämlich an der Maschinensäge und beim Hantieren schwerer Kranlasten sich sehr geschickt anstellte.

Nachdem dieser gute Herr diverse Male den einen oder anderen Bediensteten gerüffelt hatte, weil der den ohne für Kranfahrten erforderlichen Ausbildungsgang angetretenen Hilfsschlosser die zu der Krankanzel führende Leiter hochgeschickt hatten, sah es nach einiger Zeit so aus, dass er ihn selbst die schwierigsten Manöver durchführen ließ. Da galt es, weit ausladende Bleche punktgenau abzulegen oder auch lange, tiefhängende Röhren kollisionsfrei durch die Halle zu bewegen, dabei gleichzeitig auf den Lauf der Katze und die angemessene Geschwindigkeit bei der Hallendurchfahrt achtend. Einmal, am Hallenausgang, kam der Meister absolut nicht zurecht mit einer schweren Apparatur, die auf einen solchen     Pritschenwagen gehievt werden wollte. Da konnte ihm der gerade aus dem Pausenraum zurückkehrende Gehilfe Beistand leisten: Schnell war das wuchtige Teil in Brusthöhe hochgerissen und dann mit einem ordentlichen Schwung der Brust auf die Ladefläche befördert. Ein dankbares Lächeln auf dem Gesicht des Meisters verriet, dass er diese Hilfestellung sehr zu schätzen wusste. Überhaupt: Das Einvernehmen mit ihm gehört mit zu den intensivsten und befriedigensten Erfahrungen, die die Zeit in der Bachstraße 51 mit sich brachte.

Geradezu erheiternd in der Firma war die Zusammenarbeit mit dem starken Raucher, der die Maschinensäge bediente, dabei so gut wie ständig eine Fluppe im Mundwinkel hängen habend. Aus dem heraus ertönte immer denn mal wieder ein "lamma, lamma!", womit er seinem Helfer zu verstehen geben wollte, dass der von der Maschine zurücktreten und ihn selbst alleine wirken lassen sollte. Wenn er aber einmal zur Toilette oder sich aus anderen Gründen von der Maschine entfernen musste, überließ er seinem Freund - ja, in den Monaten, in denen der Obersekundander und Unterprimaner an seiner Seite stand, entwickelte sich tatsächlich so etwas wie Freundschaft - die Bedienung der Säge. Bei der es vor allem darauf ankam, dass das riesige Blatt nicht mit zu starkem Vorschub gegen das Sägegut - zumeist waren es Peiner und Flacheisen - gesteuert wurde. Weil dann die Gefahr bestand, dass entweder das Sägeblatt oder aber das Material beschädigt wurde.

Bei den Flacheisen kam der Hilfsschlosser nach mehreren eigenständigen Operationen an der Maschine auf die pfiffige Idee, die manchmal mehr als 10 Meter langen, durch eine Aussparung im Gemäuer der Werkhalle auf Rollen an die Maschine herangeführten, zumeist etwa 5 Millimeter dicken Eisen zunächst zu halbieren, dann die Hälften aufeinander zu legen, um sie in einem weiteren Schritt mit Schraubzwingen zu befestigen und nach einem mehrfach so durchgeführten Procedere dann gestapelt in einem Rutsch von der Maschine durchtrennen zu lassen. 

Der Meister, der hin und wieder vorbeikam und sein Wirken an ihr kritisch beäugte, ließ ihn im Endeffekt sogar völlig allein an ihr arbeiten. Was, auch wenn der Lamma-lamma-Mensch wegen Krankheit oder aus anderen Gründen einmal fehlte, den Fortgang der Arbeiten in der Firma sicherstellte. Denn alleine mit den großen Blechen, die mit dem Schneidbrenner durchtrennt wurden, konnte man ja einen Auftrag nicht erledigen. In einer Reihe von Nachtschichten galt es, in diesen Blechen, die durch die Walzen in einer runde Form gebracht, dann zu einer langen Röhre zusammengeschweißt und innen mit einem weißen Anstrich versehen worden waren, mit Zirkel, Lineal, Anreißstift 

und Körner, bäuchlings auf einem mit vier Rollen versehenen Brett liegend, Markierungen vorzunehmen, die es den in der folgenden Tagesschicht eingesetzten Schweißern ermöglichten, für die vorgesehenen Flansche 


und Auslassstutzen die richtigen Stellen zu finden.

Diese Tätigkeit außerhalb des schulischen Rahmens war es auch, die bewirkte, dass der Oberstufenschüler ein gesundes Maß an Selbstsicherheit aufbauen konnte, welches ihn in der Folge in die Lage versetzte, sich auch auf anderen Stationen des Arbeitslebens zu behaupten. Anders als in der Schule durfte er erleben, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, hing der Fortgang der Arbeiten in der gesamten Werkhalle doch in ganz erheblichem Maße davon ab, dass er sich richtig verhielt. Auf die dieser Station folgenden Ausflüge in die Arbeitswelt hinein wird in dieser Sammlung von Erinnerungen noch zu kommen sein. 

Zu dieser Station ist noch zu sagen, dass es insbesondere die Nachtschichten waren, die ihren Teil dazu beitrugen, dass der Meister seinem jungen Helfer am Monatsende eine Lohntüte mit soviel Inhalt aushändigen konnte, der reichte, um einmal den Etat der Verwandten aufzubessern, bei denen der mutter- und vaterlos gewordene Teenie aufwachsen konnte, und außerdem noch, um seine mit dem Fahrrad unternommenen Jugendherbergstouren zu finanzieren, die zunächst in den Schwarzwald, später dann in die Beneluxländer unternommen wurden.  

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