Sonntag, 5. Januar 2014

2311 "Welche Brille darf's denn sein?": Eine Frage, die den Blogger, der sich mit seinen zig 3.5 Dioptren-Lesehilfen für maximal 4 Euro bestens ausgestattet sieht, nicht sonderlich beschäftigt.


In der heutigen Ausgabe der FAS hat der Journalist Klaus Max Smolka - ein bis dato dem Leser Martin Cross noch nie begegneter Autor - einen ganzseitigen Artikel über Trends in der Brillenmode veröffentlicht. Der Text macht allerdings einen relativ geringen Teil des fraglichen Beitrags aus, weil die insgesamt 6 Modelle - eines davon wurde insbesondere aus Platzgründen, aber auch wegen seines wenig gelungenen Designs nicht in das hier präsentierte Brillenensemble übernommen - mehr als die Hälfte der Seite einnehmen. Der wird folgendermaßen eingeleitet: "Cicero hatte keine Wahl. Als er mit dem Alter schlechter sah, musste ein Sklave ihm vorlesen. Die römische Philosoph klagte darüber in einem Brief an einen Freund. Das Hilfspersonal der Antike gibt es heute nicht mehr - dafür nun die Brille und mit ihr die Qual der Wahl. Für fünf Euro eine Lesehilfe im Drogeriemarkt kaufen? Zum Fachmann gehen? Per Internet ordern? Die Augen lasern lassen?

Vor diesen Fragen steht eine Mehrheit im Land. Gut 40 Millionen Deutsche ab 16 Jahren setzen sich gelegentlich eine Brille auf die Nase, um schärfer zu sehen. Und mehr als drei Millionen drücken sich Kontaktlinsen ins Auge, so das Umfrageinstitut Allensbach. Damit helfen sechs von 10 Erwachsenen ihrer Optik nach. Die Gläser und Gestelle sind ein Milliarden-Business - müssen die Deutschen doch immer nachkaufen, sobald sich ihre Sehstärke spürbar ändert. Und selbst wenn sie das nicht tut: Mit immer neuen Trends animieren die Hersteller dazu, eine weitere Brille zu erwerben. Manchmal sind es auch uralte Trends, nur neu aus der Kiste geholt. Mode halt."

Neben Kunststoff finden in der Brillenherstellung auch unkonventionelle Materialien Verwendung - etwa Stein, Bambus, Papier und Holz. Wer sich den Text zu den Brillen durchliest, die, wie die anderen auch, in dieser Präsentation den Reigen eröffnend, anders angeordnet sind als auf der Originalseite, der wird möglicherweise auch daran denken, dass Holz in anderen Fertigungssektoren ebenfalls im Kommen ist. Beispielsweise bei der Fertigung der Masten, die die großen Windräder tragen. Da das "Welche" der Artikelüberschrift die letzten drei Zeilen des Textes teilweise überlappt, seien sie hier der Vollständigkeit halber zitiert: "... - ein Zeichen, dass der unkonventionelle Werkstoff am Markt erfolgreich angekommen ist."

In dem Digitalisat ebenfalls teilweise überlappt wurde auch der Begleittext zu Modell 2, der Pilotenbrille. Dort heißt es: "... die Brillen der Firma Ray-Ban, dieses Modell kommt von Dita, der Preis beträgt 500 Euro." Gänzlich unkonventionell ist das dritte hier vorgestellte Modell: Es wurde laut Textinfo "im dreidimensionalen Drucker hergestellt." "530 Euro muss man dafür zahlen" muss auch hier ergänzt werden, weil der an das Modell angrenzende Materialausschnitt die Info zu ihm ebenfalls überdeckt.

Dem Autor zur Verfügung gestellt wurden die Modelle bei einem Besuch des Einzelhändlers Rainer Brenner, der vor langen Jahren "auf der Goethestraße, Frankfurts Nobelviertelmeile" seinen Betrieb eröffnet hat. Weiter heißt es zu diesem Geschäft: "Rund 5000 verschiedene Fassungen sind hier erhältlich. Knapp 300 Euro - darunter geht hier keine Brille über den Tisch. Ein typischer Preis liegt zwischen 400 und 600 Euro für ein Modell mit Einstärkengläsern ...". Alle drei Jahre soll sich der Durchschnittsdeutsche den Erhebungen des Branchenverbandes Spectaris zufolge eine neue Brille anschaffen - ein Zeitraum, in dem der modischen Trends und dem Rummel auf eigentlich allen Märkten äußerst reserviert gegenüberstehende Schreiber dieser Zeilen zu denken absolut nicht bereit ist.

Seine erste Brille musste er sich, als Assistent der Geschäftsleitung in einem Qualitätssicherungssysteme vertreibenden Betrieb sehr viel mit Schreibarbeiten befasst, im Jahr 1989 zulegen. Der Dioptren- oder Brechwert seiner Lesebrille lag zu der Zeit bei 1,5. Heute, angekommen bei 4 Dioptren, benutzt er dieses zu der Zeit einige hundert Mark kostende Teil nur noch, um am Monitor das Geschriebene hinreichend deutlich zu erkennen. Die an allen möglichen Orten herumliegenden oder zur Mitnahme zu jetzt 5 Chören in völlig verschiedenen Etuis untergebrachten oder aber einfach in Jackentaschen steckenden Lesehilfen mit ihren 3,5 Dioptren werden am Schreibtisch vornehmlich benutzt, um Zeitungs- oder Zeitschriftentexte fehlerfrei übernehmen zu können. 
 
Textmaterialien aller Art werden dabei auf einer hier im Bild noch nicht festgehaltenen, reichlich mühsam gebastelten und direkt unter dem Lampenschirm angebrachten Konstruktion untergebracht. Deren Hauptbestandteil ist ein Drahtgestell, welches in Studienzeiten den Schönfelder trug - eine Loseblattsammlung von Gesetzestexten. Damals hatte der Schreiber dieser Zeilen auch die Qual der Wahl, von der Smolka einleitend spricht - allerdings die des für ihn richtigen Studienfaches.

Seit einigen Jahrzehnten wird die Auswahl der richtigen Brille den Zeitgenossen dadurch erleichtert, dass das Brillenangebot jetzt durch eine ganze Reihe von Verkäufern erfolgt. Dazu heißt es im Text: "Aber muss der Kunde überhaupt noch ins Fachgeschäft? Standardlesebrillen (Fertigbrillen von ein, zwei, vielleicht drei Dioptren) werden bereits zu 85 Prozent anderswo verhökert: in der Drogeriekette, im Supermarkt oder beim Kaffeeröster." Was Smolka offensichtlich nicht registriert hat, wenn er schreibt "vielleicht drei Dioptren": Dass der Brechwert der am stärksten vergrößernden Lesehilfen mittlerweile bei 3,5 Dioptren liegt. Und die sind der einige hundert Euro teuren, bei Deister-Optik in Springe erstandenen Brille durchaus ebenbürtig. 




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Denn: So praktikabel ersterer bei der Erstellung der Posts ist - er unterschlägt jetzt nicht nur, wie zu Anfang, eine ganze Reihe von Bild- und Textmaterialien, sondern mit einem Mal gleich alle. Aus mir unerfindlichen Gründen.

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