Mittwoch, 30. Januar 2008

03 Glaubensinhalte - hier unter Bezugnahme vor allem auf Abbé Pierre

Gelgentlich schreibe ich auch schon mal Zeitgenossen direkt an, wie an diesem und den folgenden Beispielen deutlich werdend:


Klaus Bickmann Bredenbeck*, den 16.01.08
Angerweg 6 a fon+fax 05109/63551
d-30974 Wennigsen e-Mail K_Bickmann@web.de

Herrn
Alfred Hellemann
30974 Wennigsen

Glaubensaspekte
Lieber Alfred,

in der Chorrunde nach dem gestrigen Singabend im Langreder Dorfkrug (Barsinghausen) kamen wir kurz und nur ganz am Rande auf die Schöpfungsgeschichte sowie die Bedeutung des Leidens Christi zu sprechen. Du äußertest Dich dahingehend, dass letzterer Aspekt für Dich sehr wichtig sei – weil wohl konstitutiv für Deinen Glauben.

Den kann und will ich Dir selbstverständlich nicht nehmen, weil er a) eine höchstpersönliche Angelegenheit und b) dazu auch noch in jedem Falle heilsam und auch weiterführend ist. Was ich allerdings tun möchte, ist, Dir diesbezüglich den einen oder anderen Aspekt näher zu bringen, den ich gerade in der letzten Zeit zunehmend als noch weiterführend erfahren darf.

Beiliegend findest Du die Doppelkarte, die auch Du, mitgenommen aus dem Baptistengottesdienst, vielleicht noch haben wirst. Bebildert mit einem Kreuzmotiv und einem darin der Sonne entgegenlaufenden Mann. Beschriftet mit der Bibelaussage „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Dazu habe ich in einer mittlerweile schon fast zahllosen Rundmails in Sachen Transzendenz festgehalten, dass die ihn auch nicht so recht verstünden.

Jesus hat in meinen Augen nicht so sehr die Fülle des Lebens im Jenseits gemeint, sondern sich dabei vor allem auf die Möglichkeiten bezogen, die alle Welt im Grunde hat resp. hätte, wenn sie sich in der rechten Weise auf die Transzendenz einlässt. Dazu hat er uns die Bitten des Paternosters in den Mund gelegt – mit welchem ich meine „Meditationskarriere“ in der Form des „Ruhegebetes“ habe starten können. Vor jetzt fast 2 Jahren – nachdem ich zuvor so gut wie nie habe beten können und wollen.

Ich kann jetzt auch eine ganze Stunde lang und mehr ohne einen einzigen Gedanken zubringen, dabei in einer absoluten mentalen Ruhe verweilend, die sich mir mehr und mehr als der zentrale Aspekt in dem Heilswollen Christi erschließt, das Nichtbesorgtsein wegen der irdischen Belange, das Nichtverharren bei kummervollen Gedanken, das Nichtrechtenwollen wegen diesem und jenem und anderes mehr in sich beschließend. Wie schon so ungemein vieles seit exakt der Nacht des 16. auf den 17.2. 2006, ist mir auch hier wieder etwas „zugeliefert“ worden, was dazu angetan ist, mich in puncto Glauben weiter zu festigen – zugleich aber auch in anderer Hinsicht jede Menge an Unterstützung zu bieten. So, dass ich bei allem mit der Dankbarkeit kaum noch hinterherkomme.

Ich meine hier das Buch „Mein Gott, warum?“ von Abbé Pierre, zu dem ich vielleicht, weil auch diese Aussagen an einen Kreis von etwa 1000 Mitlesern herausgehen, Folgendes festhalten sollte: a) hat er Anfang der 50er Jahre mit einem spontan aus einem Rundfunkstudio heraus gesendeten Notruf eine ganz große Zahl von Franzosen für die Belange der Obdachlosen sensibilisieren können, b) gehört die in der Folge von ihm gegründete „Bruderschaft von Emmaus“ auch weltweit zu den wichtigsten Hilfsorganisationen für Arme und Obdachlose, c) war er für seine Landsleute der beliebteste und am meisten angesehene Mitbürger, d) hat er Gott sei Dank über 94 Jahre lang die Möglichkeit gehabt, segensreich in der Welt zu wirken.

Wieder nicht von ungefähr stoße ich bei ihm auf Glaubensaussagen, die mir meine eigene Schau als denn doch nicht so singulär erscheinen lassen. In dem besagten Buch heißt es auf Seite 112: „Die historische Offenbarung erlegt den Christen eine Verantwortung auf, aber es handelt sich dabei lediglich um einen Aspekt einer geheimnisvollen, unsichtbaren Offenbarung, die alle Menschen betrifft. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch vom Heiligen Geist erleuchtet ist.“ Was für mich beinhaltet, dass etwa die übrigen Katholen mit ihrem alleinseligmachenden Anspruch total am Eigentlichen vorbeigehen. Und etwa der Papst sich einfach zuviel anmaßt.

Auf Seite 98 führt Abbé Pierre aus: „Für die Erlösung der Menschen war nicht das Leiden Jesu wichtig, sondern einzig die Tatsache, dass das Wort zu Fleisch wurde. Der Geißelung und Tötung Jesu liegt nicht der Wille Gottes zugrunde, sie sind vielmehr die Konsequenz der göttlichen Entscheidung, Mensch zu werden. Das fleischgewordene Wort nimmt alles auf sich, was zum menschlichen Leben dazugehört.“

Auf den Seiten 79 f. finden sich folgende Statements: „Wir sollten die Schöpfungsgeschichte als Mythos betrachten. Der Mythos geht über die reine Erzählung hinaus und bringt uns bestimmte Dinge auf eine subtile Weise ins Bewusstsein. Daher sollten wir die ersten Kapitel der Genesis auf eine ontologische Weise verstehen: Sie vermitteln uns etwas Grundsätzliches über den Menschen, haben aber keinerlei historischen Charakter. Diese mythische Erzählung soll uns zeigen, dass der Mensch – und zwar alle Menschen, nicht nur die ersten – dazu neigt, sich gegen eine Abhängigkeit von einer göttlichen Autorität zu wehren. Er möchte sein eigener Herr sein. Mithilfe einer mythischen Sprache offenbart die Bibel uns eine tiefe Realität: Es ist mehrfach zu Zerwürfnissen zwischen den Menschen und Gott gekommen. In seinem Bestreben nach Eigenständigkeit entzieht der Mensch sich dem Vater und wird dabei zu seiner eigenen Geisel. Er ist nun zwar völlig unabhängig vom Vater, wird aber gleichzeitig zu seinem eigenen Gefangenen. Er ist ein Gefangener seines eigenen Egoismus, seiner Begierden und Triebe. Indem er nicht mehr der Diener des Ewigen sein will, wird er zum Sklaven seiner selbst. Durch die Fleischwerdung bietet Jesus den Menschen die Erlösung an, nach der sie verlangen, um sich von sich selbst zu befreien.“

Und auf Seite 66 resümiert Abbé Pierre für sich: „Ich bin wenig geneigt, die ganze Geschichte mit der Erbsünde zu glauben.“

Ich könnte hergehen und Dir weitere Zitate liefern, die zumindest mir belegen, dass an dem, was so von den bestallten Heilsvermittlern an Vorstellungen in Umlauf gebracht und, ganz unverblümt sei’s gesagt, letztlich zum Erhalt der eigenen Funktion laufend genährt wird, sehr viel „Moodmaking“ ist, wenn Du verstehst, was ich damit sagen möchte.

Mit freundlichem Gruß Klaus Bickmann

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