Montag, 21. Oktober 2013

2273 "Mein erstes Auto war ..." ... kein Lloyd 400, wie beim hallo SONNTAG-Leser Erwin Schröder, sondern ein Lloyd 600 Alexander TS: Eine wehmütige Erinnerung.

Nach der 1966 abgelegten Führerscheinprüfung konnte der erst im Dezember geborene und deshalb zu der Zeit 21-jährige Student Klaus Bickmann als erste Kutschen zunächst den mit 19 und dann den mit 25 PS ausgestatteten Alexander TS besteigen. Er brauchte damals unbedingt ein Gefährt, weil er vorhatte, sein nach einem Verkehrsunfall mit den allerschlimmsten Verletzungen mit starker Innenrotation verheiltes rechtes Bein refrakturieren zu lassen. Aufgetrieben und mit 400 Mark bezahlt hatte ihn der Vater, der zum Leidwesen seines Sohnes die 10000 DM für sich verbraten sollte, die der HDI als Versicherer des Unfallschuldigen gezahlt hatte. Nachdem die Refraktur im selben Jahr erfolgt war, konnte das Unfallopfer sein Studium nur fortsetzen, weil es ihm, der sich noch lange seiner Krücken bedienen musste, mit dem Wägelchen möglich war, pünktlich zu den Vorlesungen und den Seminarveranstaltungen zu gelangen.  
  1. Bilder zu lloyd 600 alexander ts

     

  2. Lloyd Alexander (Auto) – Wikipedia

    de.wikipedia.org/wiki/Lloyd_Alexander_(Auto)
    Zu Technische Daten des Lloyd Alexander TS und seiner Mitbewerber springen - Lloyd Alexander TS, Trabant 601, Fiat 500 F, NSU Prinz ... Lloyd600.jpg. 

    Als besonders erfreulich für den 21-jährigen Studenten, der nach dem Honnefer Modell mit dem Höchstsatz von zunächst 250 und dann 290 DM gefördert wurde, sollten sich sowohl die Robustheit seines Gefährtes als auch die geringen Werkstattkosten erweisen, die beglichen werden mussten, wenn der Gang zum Schrottplatz und das Herumschrauben an der Kutsche einmal nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatte. Nicht entfernt so versiert beim Umgang mit der Technik wie sein Vater, der beispielsweise den Motor seines BMW 502 V8 in alle Einzelteile zerlegen und danach auch wieder so zusammensetzen konnte, dass das zu der Zeit knapp 14000 DM teure Edelgefährt auf Anhieb wieder funktionierte, gelang es dem stolzen Lloyd-Besitzer immerhin, den 19 PS-Motor auszubauen und durch eine 25 PS starke Antriebsmaschine zu ersetzen.

    Ein großes Kunststück war das insofern nicht, als die die Motoraufhängung mit ihren drei großen Schrauben, die in Hartgummibefestigungen eingelassen waren, problemlos zu lösen waren und es dem immer denn mal wieder recht findigen jungen Mann ein Leichtes war, den Motorblock nach dem Lösen aller Schlauch- und Kabelverbindungen aus dem Motorraum herauszubekommen. Der hatte sich nämlich einfallen lassen, dazu die Hebebühne einer in unmittelbarer Nähe seiner Studentenbude gelegenen Tankstelle zu benutzen, an deren Armen sich ein ganz dickes Drahtseil befestigen ließ, welches das Heraushieven und das Herunterlassen der beiden unterschiedlich starken Motoren zu einem Kinderspiel machen sollte. 

    Auch wenn es kaum einer glauben mag: Sowohl mit den 19 wie mit den 25 PS hat der junge Fahrer sich immer als ausreichend motorisiert erlebt. Ein einziges Mal ist er mit seinem Alexander TS beim Überholen etwas in Verdrückung geraten. Auf einer den Vorort Hiltrup mit Münster verbindenden Straße hatte er, die Lage nicht ganz richtig checkend, einen Überholvorgang nicht rechtzeitig abgebrochen. Einen Zusammenstoß mit dem entgegenkommenden Pkw vor Augen, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Motor im dritten Gang so hochzujagen, dass er bei 110 km/h in den höchsten Tönen jubelte. Dieses Manöver, so kann sich der jetzt bald 70 Jahre alte Fahrer sagen, war das gefährlichste in seinem ganzen Leben. Ihn hatte der gute Herr Damerau, Betreiber der Fahrschule Westfalia in Münster, nach einer zu Unrecht nicht bestandenen Führerscheinprüfung übrigens wissen lassen, dass er noch nie einen Fahrschüler gehabt habe, der sowohl das Fahrzeug wie den Verkehr so sicher beherrscht habe wie er. Solcher Zuspruch war es dann auch, der den zur Wiederholung der Prüfung gezwungenen jungen Mann veranlasste, beim TÜV Dortmund eine Beschwerde dahingehend einzureichen, dass der Prüfer keinen einzigen Fahrfehler habe benennen können, und dass er sich auf die Feststellung beschränkt habe, bei der Fahrt (in einem BWM 1600) von Angstefühlen befallen worden zu sein.

    Mit dem Alexander TS konnte man recht flott unterwegs sein. In Erinnerung ist dem hier etwas wehmütig an seine Anfangserfahrungen mit einem Automobil denkenden Schreiber dieser Zeilen noch der gemeinsame Ausritt mit drei Kommilitonen über die Autobahn nach Hagen in Westfalen, wo der fußballbegeisterte Rainer das Spiel seiner Heimmannschaft Arminia Bielefeld verfolgen wollte. Dass der einmal Präsident der Gütersloher Fußballmanschaft werden würde, konnte natürlich niemand ahnen. Bei der fraglichen Tour gerieten die drei Mitfahrer regelrecht ins Staunen, als bei leicht abschüssiger Fahrbahn die allgemein als "Leukoplastbomer" und Nuckelpinne verschrieene Chaise mehr als 140 Stundenkilometer erreichte und sogar einige wohl ebenfalls mit Vollgas unterwegs befindliche VW Käfer überholen konnte.

    Was an solchen Fahrleistungen besonders erstaunlich ist, ist der Umstand, dass der Motor eine ganze Menge an Gewicht zu bewegen hatte. Die Karosserie des "Leukoplastbombers" war so stabil, dass der probehalber einmal auf sein Dach gestiegene Freund dort durch sein Gewicht keine Delle erzeugte. Auf diese Stabilität aufmerksam geworden, nahm der junge Mann sich vor, sich gelegentlich eine Schublehre zu besorgen, um damit die Blechstärke des "Leukoplastbomers" zu überprüfen. Das Resultat: Bei einem Vergleich der Kotflügeldicke eines Mittelklassewagens der Marke Opel mit der des Lloyd stellte sich heraus, dass letzterer mit 0,9 statt 0,3 mm etwa die dreifache Blechstärke aufwies. Woraus sich auch folgern lässt, dass sich mit dem bei der Lloyd-Karosserie verwendeten Metall mehr als ein Opel hätten gefertigt werden können.


     

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