"Die EM hat Gesicht" heißt es in dem anlässlich der fraglichen Ereignisse in wechselndem Stadionrund herausgebrachten Journal der HAZ-Ausgabe vom 24.d.M., liebe Leserinnen und Leser. Und, ganz stimmig auf etwa halber Strecke: "In Wien hingegen rückt der Stephansdom.....allmählich ins Abseits."
Wie ich meine, zu sehr. Wobei ich nicht das Gebäude an sich im Blick habe, sondern das in Richtung Transzendenz Hochstrebende im menschlichen Bewusstsein. Inspiration und ein gehobenes Lebensgefühl werden heutzutage so gut wie ausschließlich aus säkularen Bezügen gewonnen, wofür das Geschehen rund um den Ball im Stadionrund nur ein Moment von vielen ist. Dort lässt man sich gerne anstecken von den Jubelrufen der Vielen, dort kann man sich gemeinsam mit ihnen dem - vermeintlich! - guten Gefühl der Größe hingeben sowie, abseits des Karnevals, etwas ausgelassener sein und Party machen. Wobei einem keiner dreinreden mag - etwas, das ansonsten gang und gäbe ist. Von dorther bezieht man aber auch, wie etwa der türkischstämmige Leitartikler in der HAZ des Folgetages kommentiert, das Futter für ein wachsendes Selbstbewusstsein gegenüber seiner Umwelt. Die es nicht so recht wahrhaben will, dass da Individuen sind, denen man vielleicht doch die Chance einer Begegnung auf Augenhöhe einräumen sollte. Trotz aller Vorbehalte: ich finde es beachtlich, dass im Geschehen rund um den Ball auch solche Möglichkeiten beschlossen liegen.
Die eine Seite der Medaille ist die Anhebung des Selbstbewusstseins - hier konkret: der türkischstämmigen Staatsbürger. Die Kehrseite ist, dass zwar der Aufmerksamkeitslevel für sie steigen mag, etwas genauer besehen, es aber dem damit verquickten gehobenem Lebensgefühl einer soliden Basis ermangelt. Ein Manko, welches alle Welt ahnt, aber nicht so recht wahrhaben will. Eigentlich ist es ein Armutszeugnis, das die Gesellschaft sich ausstellt, wenn sie sich dermaßen auf den Ball fixiert.
Wobei nichts gesagt ist gegen den spielerischen Umgang mit dem runden Leder an sich. Alle Angehörigen der Gattung Säugetier befassen sich scheint's auch recht gerne mit ihm, wie sich hier anhand einiger Ballszenen demonstrieren lässt, welche ich der letzten Ausgabe der Zeitschrift "Fressnapf" - so nennt sich auch die zugehörige Tier-Fachhandlung - habe entnehmen können. Ballverliebt ist, wie hier ersichtlich werdend, also nicht nur der Homo sapiens. Der dann allerdings hergeht und so etwas wie einen Hoffnungsträger daraus macht. Dass so an ihn resp. den gekonnten Umgang mit ihm geknüpfte Hoffnungen teilweise Realität werden, hebt meines Erachtens die Defizite nicht auf, die sich aus der einseitigen und viel zu sehr akzentuierten Befassung mit dem
fraglichen Objekt ergeben. Der Jurist kennt, um wieder auf die Ebene des 'Homo sapiens' zurückzukehren, den Tatversuch mit untauglichen Mitteln oder am untauglichen Objekt: Ich glaube, dass hier, was das gehobene Lebensgefühl angeht, beide Versuche gepaart auftreten.
"Alles Balla-Balla, oder was?" ist man bei der Betrachtung dieses Fotos versucht zu fragen. Der Dame scheint der Kopf zu schwirren von der Überfülle der auf sie zustürmenden Balleindrücke. Oder hält sie, wie die Jetset-Ladies Gülcan Kamps und Collien Fernandes, Ausschau nach einem geeigneten Outfit, welches ihr ein gehobenes Lebensgefühl vermitteln könnte, das ihr von der männlichen Umwelt ansonsten weitestgehend verweigert wird?
Folgendes Einsprengsel aus der HAZ von diesem Wochenende zu dem Thema Outfit und Identität erlaubt die Frage, wie man bloß seine Identität dermaßen auf reine Äußerlichkeiten gründen, sich Sicherheit im Auftreten dadurch verschaffen wollen kann, dass man sich irgendwelchen Glitzerkram antut. Wie kann man bloß zu einer solchen Einstellung gelangen? Dies muss man sich wirklich fragen, wenn man denn seine Sinne noch wenigstens einigermaßen beisammen hat. Es dürften unsere fehlgeleiteten und andere verführenden Werbestrategen und Beschwörer des kapitalistischen Heiles sein, die solches zustandebringen.
Das männliche Pendant der menschlichen Spezies wähnt sich immer noch überlegen. Aus welchem Grunde nicht zuletzt das Faktum resultiert, dass Frauen immer noch zu etwa einem Drittel weniger Vergütung für gleichgelagerte Aktivitäten erhalten, als ihre männlichen Arbeitskollegen. Ich habe dazu unter dem recht runden Datum 06.06.06 zur Pfingstzeit eine Mail auf den Weg bringen können, die ich zunächst für mein Webseitenprojekt http://www.pechpro.de/ unter "C O6.5 Pfingstliches V" archiviert habe - jetzt aber wohl in Bälde in meinem Blog http://www.cross-corner.blogspot.com/ bringen werde. Hier würde es einfach zuviel.
Wenn schon ein gehobenes Lebensgefühl, dann bitte doch mit etwas mehr Basis, würde ich sagen. So ergibt sich für mich etwa aus folgender Äußerung ein Mehr in der bezeichneten Richtung: "Unbedingt heilig halten" solle ich das nachstehend erscheinende Machwerk (in den Originalmaßen 60 x 72), gab mir die gute Frau Mühlenbruch mit auf den Weg, als sie sich nach dem Gottesdienst bei den Baptisten von mir verabschiedete. Dort hatte ich die ursprünglich als "Applikation" angedachte Darstellung im Erntedankgottesdienst vorgestellt, dabei meinen Dank dafür formulierend für a) die Dargebote des Meeres, b) die Eingebung, mit dem Material etwas anzufangen, und c) den Umstand, dass es zahlenmäßig haargenau gepasst hatte, um meine nicht beim Sammeln, sondern erst kurz vor seiner Verwendung auftauchende Idee umsetzen zu können, die Inselwelt vor der deutschen Küste mit ihm abzubilden. Dieses - im Web als "Applike" ausgemachte - Ensemble von Austern- und Muschelschalen sowie Steinen auf einer Styrodurplatte ist zu besichtigen in unserer Diele.
Oder ich verbuche etwas auf der Habenseite in Sachen Lebensgefühl, wenn der Busfahrer, der mich mit der Shanty-Sparte meines dritten Chores zu einem Festival in Dahme an die Ostsee kutschierte, auf der Rückfahrt bei seinem Dank für das Erlebte - der Chor habe ganz toll gesungen - als schönstes Erlebnis am Rande des Hauptgeschehens ein Begebnis zur Sprache bringt, an dem ich nicht unwesentlichen Anteil hatte: einmal, indem ich, als einziger noch Uniform tragend, die kleine Splittergruppe als Shanty-Fans für die ältere Dame kennbar werden ließ, die auf der Promenade mit ihrem behinderten Partner unterwegs, uns wegen fehlender Kraft, noch zur Auftrittsbühne hinzugelangen, um ein Ständchen bitten sollte; zum anderen insofern, als ich, mit einem "etwas voluminösen Stimmchen" (Spruch des Vereinsvorsitzenden) daherkommend, insbesondere das "Ich bin ein Bajazzo" im 1. Bass stimmlich recht gut unterfüttern konnte. Dabei war noch nicht einmal die Leitstimme, der 1. Tenor, dabei. Und ein Ton angegeben wurde vorher auch nicht. Und: Ich war mehr oder weniger gezwungen, die Töne wie auch - vorahnend - den Text des Liedes von meinen Nachbarn zu übernehmen. Es war übrigens auch nur eine Zweidrittelbesetzung des zweiten meiner drei Chöre, die die Dirigentin nach einer Ständchendarbietung für die Wirtin des Vereinslokal belobigte, indem sie feststellte: "So schön habt ihr ja noch nie gesungen!"
Es gibt jede Menge Ansätze für ein wirklich fruchtbar werdendes Lebensgefühl - nur: kaum jemand nimmt sie wahr. Es ist gut und schön, dass man beispielsweise beim Drachengleiten im wahrsten Sinne des Wortes erhebende Momente verspürt - oder beim Tennis einige sehr gelungene Wechsel zustandebringt: richtig befriedigen und auf Dauer tragen will dies alles aber nicht. Diesbezüglich ergiebiger sind da schon der gelingende Austausch unter Ehepartnern - in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu sehr mit dem Sex verquickt -, das bereits erwähnte Sich-Einstimmen auf das Gesamt des Chorklanges - und noch so viele andere Ansätze zur Entfaltung kreativer Möglichkeiten mehr. Tragend für alles sollte allerdings etwas werden, was ich zunächst bildartig so wiedergeben möchte:
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Hier erst einmal eine kleine Zäsur. Die sich daraus ergibt, dass ich nicht, wie vorgesehen, diese Mail vor Abschluss des EM-Finales habe auf den Weg bringen können. Meine Prognose war gewesen: 3:1 für die Spanier. Hätte es nicht diesen Pfostenschuss gegeben, und hätte ein Spieler die Bombenvorlage nicht um wenige Zentimeter verfehlt: die Partie wäre mit 3:0 ausgegangen. Meine Prognose rührte von der Begegnung der Russen mit den Spaniern her, bei der letztere ihren Gegner regelrecht schwindelig gespielt hatten. Und von dem insgesamt - Ausnahme: das Spiel gegen Portugal - wenig überzeugenden Auftritt der deutschen Mannschaft. Mein Vorteil: Ich kann getrost auf das Aufhebens verzichten, welches um solche Veranstaltungen gemacht wird. <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Um das so
Begeistert von der Transzendenz war etwa ein Abbé Pierre. Der zu dem von ihm als ungemein belebend erkannten ICH BIN vorzugsweise mit den Worten betete: "Oh, da Du bist, will auch ich sein!". Welches Kurzgebet mich auf das vorstehend gleich zweimal gebrachte Bildmotiv kommen lässt: Das Sein ist der weite Ozean, und ich bin, wie Abbé Pierre (und alle anderen) aufs Innigste mit ihm verbunden. Ich rage zwar als eine Einzelerscheinung aus ihm heraus, finde meinen Grund aber doch letztlich in ihm. Je mehr ich mir dessen bewusst werde und je mehr ich mich mit diesem Ozean verbunden erfahre, desto weniger bin ich auf Ersatzbeschaffer angewiesen - von denen der Fußball halt nur einer ist. Wobei ich anerkennen möchte, dass, wie bereits ausgeführt, das im Publikum entstehende Gemeinschaftsgefühl sehr wohl seine positiven Seiten hat. Etwa dadurch, dass man die Möglichkeit erhält, aus dem Normalbetrieb auszusteigen. Die Crux ist nur: das alles führt nicht in dem Maße zu Veränderungen, wie sie eigentlich erforderlich sind.
Veränderungen im eigenen Leben erfahre ich insbesondere nach meinem Einstieg in die Meditation mit dem Ruhegebet am laufenden Band. Immer im Sinne des vorstehend bei der Fischfanggeschichte unter 2. Ausgesagten. Wobei ich aus der Endloskette nur einige Glieder herausgreifen möchte: a) darf ich die beiden Wonneproppen Hanni und Wolle, zwei Karnickelzwerge, von meinem Jüngsten übernehmen, der sie nach seinem Umzug in einen niederländischen Studienort nicht mehr halten kann; b) entdecke ich den Plausch im Stehcafé - welches ich zuvor nur ganz, ganz randlich wahrgenommen hatte -, als außerordentlich bereichernd; c) werden mir zwei Fahrzeuge zugeliefert, mit denen sich zu bewegen einen Riesenspass macht: ein japanischer Pkw, der, der Mittelklasse nahe, alle Unebenheiten der Fahrbahn ganz genau angemessen abfedernd, mit 2,20 Metern - von Außenspiegel zu Außenspiegel gemesssen - exakt Mercedesbreite hat und (fast) wie der durchzieht, sowie ein Velociped, welches durch seine klein gehaltene vordere Übersetzung in Verbindung mit der optimal auf sie abgestimmten Nabenschaltung eine unwahrscheinliche Trittleichtigkeit bietet und entsprechende Fahrfreude aufkommen lässt; d) werden meine Leserbriefe zunehmend mehr gebracht; e) komme ich "nicht einfach so" auf den Gedanken, Gesangsunterricht zu nehmen sowie dazu noch bei den für mich besten 3 Gesangslehrern, f) gelingt es mir zusehends mehr, Gesprächspartner für das Mitmachen in einem meiner drei Chöre zu interessieren, g) ... ach nein, ich höre hier einfach auf, weil's sonst endlos würde. Jedenfalls schließen alle diese Momente, Materialien und Motivationsbestärker ein solches Glückspotential in sich, dass ich den immer l e e r e n!!! Versprechungen der Werbestrategen und Politiker überhaupt nichts abgewinnen kann. Und eben auch nicht dem oben vorgestellten Fußballzirkus.
Jeder versucht doch, sich in der Welt möglichst optimal zu verwirklichen - so, wie er es halt versteht. Dass dabei, von interessierter Seite pausenlos genährt, das Verlangen nach Befriedigung durch Materielles absolut dominierend ins Spiel gebracht wird, ist in meinen Augen das Versagen unserer momentanen gesellschaftlichen Verfassung. Und das Verwerfliche an dem Gebaren, welches die Phalanx all der Profiteure des Systems an den Tag legen. Zu dem ein Heiner Geißler völlig zu Recht bemerkt hat, der Kapitalismus sei genauso gescheitert wie der Kommunismus. Was nottut und Kultur zu wirklicher Kultur macht, ist nicht eine Angelegenheit von Reformen oder gar Revolutionen, wie sie sich bis dato dargestellt haben: es ist eine Sache des tieferen Verständnisses der Wirklichkeit und dessen, was die Welt im Inneren zusammenhält - auf der Basis einer anderen Bewusstseinskultur: "Knowing THAT by knowing WHICH one knows everything". - Zu Letzterem hier ein Zusatz aus einer später eintreffenden Information:
Grüezi wohl alle miteinand
Martin Cross
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