Auch in diesen Post kann der Blogger wieder ungewöhnlich viel Farbe einbringen. Zur Verfügung gestellt wurde sie ihm mit der hier folgend erscheinenden eMail:
----- Original Message -----
Sent: Tuesday, May 07, 2013 2:44 PM
Subject: Jetzt 8 Euro/Tonne bei Holzpellets sparen |
Frühlings-Aktion
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Apropos "ihr Bestes": Die als Österreicherin auf die Welt gekommene Autorin Eva Menasse hat am letzten Sonntag in der FAS einen Text veröffentlichen lassen, in dem unter dem Titel "Raus aus dem Quadrat" das Bild des typischen Landsmannes gezeichnet und dem des Deutschen gegenübergestellt wird. In der Ausgabe 18/13 sind im Feuilleton lange Passagen zu lesen, die sich weit überwiegend mit dem Charakter des Menschenschlages befassen, zu dem sie sich als zugehörig empfindend outet.
In dem fraglichen Text, der im Rahmen der "Deutschlandbilder" der Leipziger Buchmesse vorgetragen wurde, heißt es wie folgt: "Das Beste an den Österreichern ist zweifellos ihr Humor, den sie auf vielen Gebieten beweisen. Humor ist das Benzin der Kreativität, denn es bedeutet, sozusagen beim Denken zu schielen. Man denkt, aber gleichzeitig grimassiert man über das Denken hinweg. Das hält die Prozesse und die Synapsen offen. Humor hilft, die Dinge nicht so eng zu sehen, sie probehalber verschwimmen zu lassen. Humor ist sinnlos, paradox und bringt nichts ein. Humor ist Verschwendung.
Deshalb können die Österreicher so gut kochen, keltern, essen, trinken, schreiben und Schmäh führen. Aber es führt auch dazu, dass sie sich oft nicht benehmen können. Sie machen gern rassistische, antisemitische, frauen-, schwulen- und deutschenfeindliche Witze, weil es ihrer Ansicht nach ein viel größeres Verbrechen ist, keinen Schmäh zu verstehen, als jemanden zu kränken. Versuchen Sie, liebe Deutsche, sich in Zukunft einfach alles, was Ihnen an Österreich merkwürdig vorkommt, mit einem der folgenden Mustersätze zu erklären: 1) Man wird doch noch seinen Spaß haben dürfen! 2) Man muss doch nicht alles so eng sehen! 3) Wer wird denn da gleich beleidigt sein? Sie werden sehen, einer passt immer.
Natürlich sind die Österreicher trotzdem ununterbrochen beleidigt und einander gram. Um aber mit all ihren Mitmenschen, die sie verdächtigen, denen sie misstrauen, von denen sie sich hintergangen fühlen, dennoch halbwegs reibungslosen Umgang pflegen zu können, hilft wiederum ihr Humor. Der Österreicher hat ein hochkompliziertes System aus Wendungen, Andeutungen und Phrasen entwickelt, die die nötigen Grauzonen und Nebelfelder erzeugen.
Dem [sic!] ungeschulten Deutschen, der ja nur vermeintlich dieselbe Sprache spricht, beschleicht ein komisches Gefühl, wenn er die Österreicher so kunstvoll miteinander säuseln hört. Und es täuscht nicht. Alles klingt freundlich und zuvorkommend, dennoch sind überall Giftpfeile versteckt. Für das körperlose Quälen seiner Mitmenschen kennt der Österreicher fast so viele verschiedene Vokabeln wir der Eskimo für den Schnee: sekkieren, buserieren, häkeln, papierln, tratzen, abschasseln usw. Das alles muss man mit einer Miene tun, die - ein anderes, sehr wichtiges Wort - 'schaasfreundlich' ist. Vermutlich ist vieles in Österreich nur 'schaasfreundlich'. Vielleicht leben Menschen dort, die ihr ganzes Leben lang nicht eine Sekunde freundlich waren, sondern immer nur schaasfreundlich. Was das genau heißt? Na ja: Ein 'Schaas' ist ein Pups. Es handelt sich also um eine Freundlichkeit, die riecht und/oder mit einem Nebengeräusch herauskommt.
Dieser Exkurs war notwendig, weil in meiner, vermutlich unüberwindlich österreichischen Wahrnehmung, der durschnittliche Deutsche das absolute Gegenteil des eben Beschriebenen ist. Deshalb habe ich mich, erschöpft von dreißig Jahren Österreich, bei den Deutschen von Anfang an so wohl, im Sinne von befreit, gefühlt. Deshalb sage ich oft im Scherz, ich befände mich in Deutschland im politischen Asyl. Oder, mit den goldrichtigen Worten meines Kollegen Christian Ankowitsch: Nirgends kann man so von Herzen Österreicher sein wie in Deutschland.
Denn grosso modo ist es so: Der Deutsche sagt, was er meint, da gibt es keinen versteckten Hintersinn, keine Codes und viel weniger zur Schau getragene Neurosen. Er ist in seinem Reden und Handeln so schmuck- wie schnörkellos und dabei überaus effizient, was übrigens der Grund dafür ist, dass er von kleineren und umständlicheren Völkern (Schweizern, Österreichern, eventuell auch Ostdeutschen) fälschlich für arrogant gehalten wird. Anders als sie spricht er nicht in Mäandern, Ellipsen oder Gewölk, sondern lernt schon in der Schule, sich kurz und prägnant zu halten. Er tastet sich nicht heran, er schlägt sich durch. Deshalb neigt er auch übermäßig der Floskel zu. Das war schon vor Angela Merkel, der Königin der Floskelsprache, so. Gerhard Schröder regierte im Grunde mit drei Sätzen: 'Ich will hier rein!', 'Das ist Fakt!', 'Und damit basta!'
Das sind echte deutsche Vorzüge: Das, was man sieht und hört, ist meistens das, was ist. Wenn die Deutschen freundlich sind, meinen sie es so. Wenn nicht, nicht. Wenn sie etwas zusichern, halten sie es ein, wenn sie etwas für unmöglich erklären, dann wird man es von ihnen nicht bekommen. In Österreich ist als das genau umgekehrt. Ja, sie sind ein angenehm transparentes Volk, diese Deutschen. Ich halte sie im Durchschnitt für ernsthafter, gebildeter und seriöser als alle ihre Nachbarn, aber das sind sie vermutlich auch deshalb, weil sie es so schwer mit sich selbst haben und nehmen. Weil sie, siehe oben, so viel nachdenken, auch über sich selbst."
Das, was die Autorin mit ihrem Verweis "siehe oben" meint, liest sich wie folgt: "Denn, ja, Deutschland wird von vielen Ängsten geplagt, aber ich behaupte, der ziemlich ehrenwerte Grund dafür ist, dass man hier über alle möglichen komplizierten Zusammenhänge so ernsthaft und konzentriert nachdenkt. Doch wer zu lange und krampfhaft über den Zustand der Welt nachdenkt, bekommt automatisch immer Angst. Das kann einem jeder Therapeut bestätigen. Die These wäre also so: Die 'German Angst' ist eine Neben- oder Fehlentwicklung der hochentwickelten deutschen Vernunft und Voraussicht."
In der Eloge auf die Deutschen heißt es weiter: "Als Gott die Völker schuf, scheint er bei den Deutschen eine Zutat vergessen zu haben: das Lebenskünstler-Talent. Ob die Südländer, die slawischen Völker, auch die Österreicher, die womöglich ein Gemisch aus beiden darstellen: Einer ihrer zutiefst menschlichen Hauptantriebe ist es, sich im Hier und Jetzt so bequem wie möglich einzurichten. Dazu ist es unerlässlich, manchmal fünfe gerade sein zu lassen, sich durchzumogeln, sich bei Bedarf eine Siesta oder eine Notlüge oder beides zu gönnen. Es ist schon aus Selbstschutz und Faulheit nötig, dem anderen auch mal das letzte Wort zu lassen und nicht jeden Rechtsanspruch bis in die letzte Instanz durchzufechten.
Nicht so der Deutsche. Er gibt keine Ruhe, er arbeitet streng und unermüdlich an der Verbesserung der Welt. Er hat den Jüngsten Tag und seine persönliche Bilanz dafür fest im Blick. Wo andere Künstler oder bloß Lebenskünstler sind, ist er Ingenieur oder Zahlenprüfer. Wo andere pfuschen und sich in pittoresken Provisorien einrichten, reißt er das Haus ab und baut es neu auf, ohne Schnörkel und Firlefanz, aber mit viel energiesparendem Dämmmaterial. Wo andere feiern, denkt und rechnet er nach. Da er aber theoretisch weiß, dass der Mensch auch feiern muss, hat er seine Ausgelassenheit als Karneval fest im Kalender eingetragen.
Das ist ein echter Standortvorteil. So, wie sich die Engländer um die Industrielle Revolution verdient gemacht haben, wird, wenn nicht alles täuscht, die Ökologische Revolution von den Deutschen ausgehen. Während die US-Amerikaner die letzten Erdölreserven unseres Planeten bei den ungedichteten Fenstern ihrer Holzhäuschen hinausheizen, schalten die Deutschen ihre Atomkraftwerke ab und tüfteln an Heizungen aus Abwasser. Das ist ungeheuer verdienstvoll, aber andererseits ein Grund, warum der Deutsche unbeliebt bleibt. Respektiert, ja, geschätzt und manchmal gefürchtet, aber niemals geliebt. Er ist so vernünftig. Er ist das nationgewordene Über-Ich der Menschheit. Er macht den anderen schlechte Laune und schlechtes Gewissen. Nur weil er mit seinem scharfen Blick da ist, wollen die anderen wie Kinder sein, aufmucken, die Regeln ändern. Wäre er nicht da, müsste ein anderer sein Rolle übernehmen. Aber weil er da ist, ist es für den Rest sehr bequem, ihn nicht zu mögen. .....
Dabei ist es nicht nur interessant, sondern herrlich, wie ordentlich und gut strukturiert die Deutschen sind. Wer längere Zeit in Deutschland gelebt hat, dem wird es schwerfallen, sich wieder an das Organisations- und Logistikchaos anderswo zu gewöhnen. Mir jedenfalls geht es so. Ich unterbreche österreichische Anrufer manchmal schon nach wenigen gewundenen Sätzen mit der sehr deutschen Zwischenfrage: 'Können Sie bitte zum Punkt kommmen?' Der Punkt ist das Gegenteil des Nicht-so-eng-Sehens. Der Punkt ist die absolute Enge, das Schwarze in der Mitte der Zielscheibe, ein Ergebnis, ein Handschlag, eine unmissverständliche Regel....
Die Österreicher betonen gern, dass sie keine kahlgeschorenen, stiefeltragenden, gewaltbereiten Neonazis haben. Gleichzeitig wählen immer wieder rund 25 Prozent unauffällig gekleideter und frisierter Bürger eine sehr rechte, rassistische, zutiefst unappetitliche Partei. Aber diese 25 Prozent sieht man im Alltag natürlich nicht, anders als die glatzköpfigen Nazis. Trotzdem müssen sie ja irgendwo sein. Ich muss gestehen, dass ich, ob aus charakterlicher Disposition oder langjähriger Anpassungsleistung, inzwischen viel Deutsches in mir finde. Ich mag es, wenn Dinge funktionieren, wenn man ohne Geheimcodes kommunizieren kann, wenn das Hässliche sichtbar ist und nicht im Verborgenen fault. Ich glaube sogar, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn sie in vielen Bereichen eine Spur deutscher wäre."
Beendet sei dieses lange Zitat mit einem von drei Beispielen dafür, dass man in Deutschland dazu neigt, nicht nur den Begriff "Neger" zum Unwort zu erklären, sondern in Debatten andere mundtot zu machen, sowie mit der Folgerung, die die Autorin für sich selbst daraus zieht: "Wenn ein Politiker einen anderen 'Clown' nennt, beschwert sich allen Ernstes eine Interessenvertretung deutscher Clowns über die Herabwürdigung ihres Berufsstandes. So eine Geschichte hätte ich noch vor fünf Jahren als Extremsatire begriffen, als geniale Erfindung der 'Titanic'-Redakion. Inzwischen ist sie Wirklichkeit. Da werde ich, unerwartet für mich selbst, plötzlich wieder ganz österreichisch. Ich beginne, dem Alles-nicht-so-eng-Sehen wieder einiges abzugewinnen. Mich beschleicht das Gefühl, dass die gelben Raucherquadrate [die auf den Bahnsteigen den Raum begrenzen, innerhalb dessen geraucht werden darf] in das Denken der Menschen eingedrungen sind.
Dass sie ein Sinnbild sind für deutsche Angst und deutsche Rechthaberei. Wer im Quadrat bleibt, macht es richtig, wer sich hinausstiehlt, muss ein Verbrecher sein. Einmal zu viel um die Ecke gedacht, und das Streben nach dem Guten, Schönen und Wahren kann sehr ungemütlich werden. Denn jede gute Eigenschaft wird monströs, sobald man sie forciert. Und das Forcieren ist eben auch ein deutsches Talent. Forcieren heißt, den Faktor Zeit hinzutreten zu lassen. Es bedeutet Ungeduld mit den verbesserungswürdigen Verhältnissen."
PS: Wer Zeit und Laune hat, mag auf der folgend eingestellten Website von NEW STATESMAN ja einmal den auf das Zusammengehen von Politik und Fußball bezogenen Artikel heraussuchen.
From politics to football - what can we learn from Germany?
www.newstatesman.com/.../what-we-can-learn-germ...Diese Seite übersetzen
01.05.2013 – The British are losing at much more than football. ... See also two further features from our special issue - "Why can't we be more like Germany? ... by hosting a Champions League final between two German sides, .... @vickywong710 I'm flying tomorrow - I think it's a bit late to switch to a different continent.Britain Increasingly Regarding Germany as an Economic Role ...
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